Luisental: Weiter Diskussionen über den Neubau
Das Flüchtlingswohnheim soll schon lange neu gebaut werden, doch noch immer wird geplant.
Mönchengladbach. Schlüssige Antworten, warum der Neubau des Flüchtlingswohnheims Luisental seit drei Jahren vor sich hin vegetiert und warum lange dreigeschossig geplant wurde, obwohl der Bebauungsplan nur eine eingeschossige Bebauung zulässt, blieb die Verwaltung auch im jüngsten Planungs- und Bauausschuss schuldig. Ja, es seien damals Fehler gemacht worden. Und ja, es seien Ende 2013 auch Kosten in Höhe von 25 000 Euro für externe Ingenieure entstanden, die letztlich für die Tonne planten. Aber warum — das sei heute alles leider nicht mehr nachvollziehbar. „Vor meiner Zeit“; „Auf Anweisung des damaligen Baudezernenten zugunsten der Planungen im JHQ bewusst zurückgestellt“ — und jetzt doch bitte schnell nach vorne gucken, damit keine weitere Zeit verplempert wird. Doch auch mit diesem Marschbefehl hatten die Politiker so ihre Probleme.
Ursprünglich sollte die Flüchtlingsbaracke abgerissen werden, um an selber Stelle einen dreigeschossigen Massivbau mit 24 Schlafräumen, elf Badezimmern und elf Küchen zu bauen — für 74 Menschen und zum Preis von 1,67 Millionen Euro. Kürzlich wurde dann der kleine Lapsus mit dem Bebauungsplan in der Bezirksvertretung Süd bekannt. Der neue Plan der Verwaltung sieht nunmehr vor, eingeschossig in Modulbauweise zu bauen, für 60 alleinreisende, männliche Flüchtlinge — und zum Preis von 1,63 Millionen Euro. Bisher ist in der Baracke Platz für 54 Menschen. Durch die Bank erklärten sich die Politiker mit diesem „Nicht Fisch, nicht Fleisch“-Entwurf unzufrieden. „Die Planung und die Art der Ausführung sind nochmals zu prüfen und die Ergebnisse dem Ausschuss vorzulegen“, regte Thomas Fegers, planungspolitischer Sprecher der SPD, für die GroKo an. Heißt: Die Verwaltung muss noch einmal ran, und es wird weitere Zeit ins Land streichen, bis Nägel mit Köpfen gemacht werden.
So mahnte Annette Bonin (CDU), selbst Architektin, an, dass in diesem Fall auch bei einer vorgegebenen Eingeschossigkeit zumindest Staffelgeschosse, also de facto anderthalb Stockwerke, zulässig seien. Sie habe „Wut im Bauch“ angesichts der „völlig verfahrenen Situation“. Georg Weber (Grüne) sagte: „Alleinstehende Männer? Direkt nebenan ist doch die Notunterkunft für obdachlose Frauen — das passt nicht zusammen.“ Fegers wies auf den offenbar geringen Preisunterschied zwischen Modul- und (nachhaltigerer) Massivbauweise hin und warf die Frage auf, „ob uns diese Mischung aus Container und Nachhaltigkeit wirklich weiterhilft“. Ruth Ciré, Leiterin des Fachbereichs Gebäudemanagement, gab daraufhin zu bedenken, dass die Preise für Modulelemente, ganz zu schweigen von der Verfügbarkeit, infolge der Flüchtlingskrise gestiegen und volatil geworden sind. Die 1,63 Millionen Euro seien lediglich ein Mittelwert, der sich aus Anfragen bei vier verschiedenen Anbietern ergeben habe: „Bei einer Ausschreibung könnte der Tageswert dann ganz anders aussehen.“
Carola Derrath vom Fachbereich Gebäudemanagement führte aus, dass die Stadt bei der Überarbeitung der Pläne versucht habe, „weg vom Containerdenken“ zu kommen: mehr Licht und Farben, Abwechslung in der Fassade, höhere Standards. Ein solches, in Modulbauweise errichtetes Gebäude, das im Übrigen auch für Familien genutzt werden könne, habe eine Lebensdauer von 20 Jahren, fügte Ciré hinzu: „Und das sollte dann doch eine gewisse Qualität haben.“ Sie rate jedenfalls von echten Containerbauten wie am Fleener Weg ab. Sicherlich gebe es Alternativen zur Modulbauweise — doch die zu vergleichen, koste eben wieder einiges an Zeit. Der Auftrag sei schließlich gewesen, die Begleitumstände eines Baus in höherwertiger Modulbauweise zu prüfen. Besagte Zeit hat die Verwaltung nun jedenfalls bekommen. Einmütigkeit zeigten die Planungspolitiker bei den Vorschlägen der Verwaltung für den Neubau von fünf zweigeschossigen Häusern für insgesamt 200 Flüchtlinge an der Mülforter Straße. 6,288 Millionen Euro zuzüglich 300 000 Euro für die Inneneinrichtung sollen sie kosten, die Folgekosten liegen bei 823 200 Euro pro Jahr. Den Berechnungen zufolge ist eine Massivbauweise in dem Fall günstiger als eine Modulbauweise. Der Beschluss wurde einstimmig gefällt.