Marktplatz: Sanierung wackelt

Hinter den Kulissen wird eifrig gepokert. Mieter haben Langzeit-Verträge.

Mönchengladbach. Ein „vitaler Stadtplatz“ soll aus dem maroden Rheydter Marktplatz werden. Das schreibt Maik Böhmer. Der Diplom-Ingenieur kommt aus der Kreativ-Werkstatt planorama.

Die Berliner gewannen den Wettbewerb für den neuen Markt (Foto rechts). Läuft’s nach Plan, soll ab Mai/ Juni 2012 mit den gut einjährigen Arbeiten begonnen werden. Knapp sieben Millionen Euro stehen zur Verfügung. Am Mittwoch befasst sich die Bezirksvertretung Süd mit dem Großprojekt, ab 17 Uhr im Rheydter Ratssaal.

Und hier könnte deutlich werden, dass der Zeitplan Marktplatz mächtig wackelt. Das hat mehrere Gründe.

Entscheidend für das aufwändige Platz-Lifting ist, was mit der Tiefgarage unter der Fläche am Rathaus passiert. Die ist laut Experten undicht und instabil. Ehe oben gearbeitet werden kann, muss darunter was passieren. Konkret: Auch die Decke der Großgarage muss stabilisiert und abgedichtet werden.

Bislang war vorgesehen: Stadt bzw. Stadtfirma EWMG verlängern mit Garagen-Betreiber Q-Park in Düsseldorf den Erbbaurechtsvertrag. Bis 30. Juni sollen sich die Düsseldorfer erklären, ob sie verlängern oder nicht. Tun sie es nicht, würde die „Tropfsteinhöhle“ der Stadt bzw. der EWMG im Oktober 2011 zufallen. Dazu die Sanierungskosten von geschätzten rund zwei Millionen Euro.

Q-Park-Geschäftsführer Thomas Grüttner mochte sich am Dienstag nicht über das weitere Vorgehen äußern, man verhandele noch mit „mehreren Beteiligten“.

In den Plänen der Berliner, die die WZ detailliert vorstellte, sollen sie abgerissen werden. Für die neuen „Markt-Terrassen“ mit Bier-, Café-Gärten, Kirsch-Bäumen usw. — mehr urbane Lebensfreude also.

Einige der alten Pavillons — sie gehören zum Erbbaurechtspaket mit Q-Park, die als Vermieter auftritt — stehen schon länger leer, andere sind so vermietet, dass sie kurzfristig geräumt werden könnten. Nur: Die Betreiberin eines Sonnenstudios hat einen gültigen Pachtvertrag bis September 2015. Sie möchte ausziehen, wartet aber auf eine Zusage, ob Q-Park den Umzug bezahlt, heißt es.

Frank Biermanns, der Gregory’s-Café Markt 28 führt, hat Miet-Optionsrechte bis 2025. Er sagt zur WZ: „Die EWMG und Makler Bienen haben mir was angeboten, das erst 2016 frei ist. Das ist alles sehr unbefriedigend.“ Biermanns wartet (wie andere) auf eine Entscheidung seines Vermieters Q-Park.

Die Stadttochter EWMG bereitet sich intern auf eine Absage durch Q-Park vor und will eine Projekt-Gruppe bilden. Die soll u.a. vorbereiten: Bestehende Mietverhältnisse wie das fürs Gregory’s sollen per Ausnahmekündigungsrecht zum 30. Juni 2012 aufgelöst werden.

Ein Gutachter soll die vielen Schäden in der Tiefgarage auflisten. Ihre Euro-Höhe bestimmt mögliche Entschädigungszahlungen an Q-Park bzw. Mieter. Außerdem soll ein Mieter gefunden werden, der die Tiefgarage während der Marktplatz-Bauphase bewirtschaftet.

Das Land zahlte rund 80 Prozent der Kosten für den „Markplatz neu“. Als sie diese „freudige Nachricht“ der Stadt schickte, verband sie das mit klaren Zeitvorstellungen: Bis spätestens Ende 2013 soll man den Stadtraum Marktplatz nicht wiedererkennen können, sonst müsse Geld zurückgezahlt werden. Das will man vermeiden.