Menschen mit Behinderung haben es auf dem Arbeitsmarkt schwer
Der Aufschwung am Arbeitsmarkt geht an manchen Menschen vorbei.
Mönchengladbach. Es ist in ganz Nordrhein-Westfalen so, es ist auch in Mönchengladbach so: Während die Arbeitslosenzahlen im Allgemeinen auf breiter Front sinken, sind immer mehr Menschen mit Schwerbehinderung ohne Arbeit.
Im Landesschnitt stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 Prozent an, in Mönchengladbach sogar um 7,4 Prozent. Nun ist es aber keineswegs so, dass Schwerbehinderte generell schlecht qualifiziert sind.
„Man muss jeden Fall einzeln betrachten“, sagt Martin Engwicht, bei der Agentur für Arbeit in Mönchengladbach für die Vermittlung Schwerbehinderter zuständig. „Es sind qualifizierte Leute dabei, die im Zuge der Krise von 2008 ihren Arbeitsplatz verloren haben.“
Denn obwohl Schwerbehinderte einen besonderen Kündigungsschutz genießen, ist es nicht so, dass sie unkündbar sind. Allerdings müssen in solchen Fällen etwas mehr Hürden übersprungen und Zustimmungen eingeholt werden als bei anderen Arbeitnehmern.
Dieser verstärkte Kündigungsschutz mag einer der Gründe sein, warum Arbeitgeber sich immer noch scheuen, Menschen mit Behinderung einzustellen. Auch löst der Begriff Schwerbehinderung häufig falsche Assoziationen aus.
„Die Behinderungen sind nicht immer offensichtlich und sie müssen auch die Tätigkeit des Arbeitnehmers nicht einschränken“, sagt Martin Engwicht. Eine Schwerbehinderung kann auch bei Diabetes vorliegen oder nach einer überstandenen schweren Krebserkrankung.
Für Martin Engwicht und seine Kollegen heißt das, individuelle und passgenaue Vorschläge zu erarbeiten, um Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit Behinderung zusammen zu bringen.
Sie kennen auch die Möglichkeiten, die eine Integration vereinfachen: Eingliederungszuschüsse können beantragt werden und optische oder akustische Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Barrierefreiheit am Arbeitsplatz ist ein wichtiger Punkt.
All dies zusammen reicht aber immer noch nicht aus, um die Barrieren in den Köpfen zu entfernen: Nach Angaben der Aktion Mensch bezahlen mehr als 60 Prozent aller privaten Unternehmen lieber die Ausgleichsabgabe, als die vorgeschriebene Mindestquote von fünf Prozent zu erfüllen.
„Die Unternehmen fürchten Kosten und Arbeitsausfälle“, so Martin Georgi, Vorstand der Aktion Mensch. „Sie wissen häufig zu wenig über Behinderung und barrierefreie Arbeitsplätze.“
Deshalb bleiben die Menschen mit Behinderung gemeinsam mit den Langzeitarbeitslosen und den Älteren Schlusslicht auf dem Arbeitsmarkt.