Minarett-Streit geht weiter
Nun will ein Nachbar des Mülforter türkisch-islamischen Kulturvereins keine Baulast mehr, sondern nur noch verkaufen.
Im Januar 2007 hatten sich wieder alle lieb. Zumindest nach Außen hin. Da verkündete Özkan Ögun, die Querelen seien endlich beigelegt. "In Kürze" könne mit dem Bau des Minaretts neben der Moschee im alten Mülforter Bahnhofsgebäude an der Duvenstraße begonnen werden.
Gestern ruderte Ögun, zweiter Vorsitzender des türkisch-islamischen Vereins Diyanet, zu rück. "Wir haben zwar auch vor Gericht gewonnen, doch ein Nachbar stellt sich quer, er will jetzt nur noch verkaufen." Ob das Minarett (siehe Fotomontage) in diesem Jahr errichtet werden kann, sei fraglich. Ögun sagt aber klar und deutlich: "Wir werden bauen."
Die Vorgeschichte lässt sich in ein paar Zeilen so darstellen: Die Diyanet Moschee Merkez Camii gehört zu den ältesten und größten der Stadt. Zum Freitagsgebet treffen sich hier nicht selten mehr als 500 Gläubige. 2005 wurde das Haus der Muslime großzügig renoviert.
Was die Gläubigen aber seit jeher stört: Sie besitzen einerseits eine bedarfsgerechte Moschee, doch der typische Turm fehlt. Ein Minarett, von dem aus der Muezzin zum Gebet ruft.
Also verhandelten die Oberen der Gemeinde mit der Stadt. Ihr Wunsch, einen 25 Meter-Turm mit Balkon, Treppe und Kuppel errichten zu dürfen, stieß in der Bauverwaltung auf taube Ohren. Gerade mal zehn Meter Höhe wollte man erlauben. Dagegen legte Vorsitzender Isa Bayrak Widerspruch ein. Es folgten die besagten Querelen.
Nicht nur Nachbarn, auch und vor allem die CDU rieb sich an der Höhe des Minaretts. Und das mit dem rufenden Muezzin, das gehe schon gar nicht. Die Mülforter Muslime ärgerten sich und fragten: "Das Minarett ist so etwas wie der Kirchturm für Christen. Warum stoßen wir auf Ablehnung?"
Schließlich musste sich die Stadt korrigieren. Ihre Mitarbeiter waren bei der Höhenfestlegung fürs Minarett von einem offenbar falschen Bezugspunkt ausgegangen. Beide Seiten einigten sich auf einen Kompromiss. Der besagt: Ein 20 Meter hohes Minarett darf gebaut werden, aber der Muezzin muss schweigen.
Froh war Diyanet zu dem Zeitpunkt auch über die Ankündigung eines Nachbarn. Wegen der 20-Meter-Höhe wollte der Grundstückseigner, so Ögun, zu Lasten seines Areals eine Baulast eintragen lassen. So stehe er dem Projekt nicht im Wege.
Doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Der Besitzer ließ über einen Makler mitteilen, dass er die Fläche nur noch verkaufen wolle. Das Thema Baulast sei vom Tisch. Özkan Ögun gegenüber der Westdeutschen Zeitung: "Vielleicht erwirbt unsere Gemeinde das Grundstück." Dann könne Diyanet den Turm bauen.
Während Ögun behauptet, der türkisch-islamische Verein besitze bereits eine Genehmigung von der Stadt, erklärte ein Stadtsprecher, es sei bislang keine Baugenehmigung erteilt worden.