Mönchengladbach, die Autofahrerstadt
Eine Befragung der Bürger hat ergeben: Sich zu Fuß, per Rad oder mit Bus und Bahn fortzubewegen, liegt nicht im Trend.
Mönchengladbach. „Mönchengladbach ist mehr denn je eine Autofahrerstadt geworden.“ So sieht die kürzeste Bilanz des städtischen Verkehrsplaners Jörg Clages aus, wenn er die Ergebnisse der sogenannten Haushaltsbefragung zum Verkehrsverhalten der Mönchengladbacher Haushalte betrachtet. Am Dienstag wurden deren Zahlen und Fakten im Planungs- und Bauausschuss der Politik präsentiert.
Der Tenor ist: Die Mönchengladbacher bewegen sich zum größten Teil mit dem Auto durch die Stadt. Mehr als die Hälfte ist täglich mit dem Wagen unterwegs. Es kommt im Vergleich eher selten vor, dass Wege mit Bussen, Bahnen, Fahrrädern oder zu Fuß erledigt werden.
Und damit steht Mönchengladbach im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Größe an der Spitze mit ihren Pkw-liebenden Einwohnern. Oder, wie es Clages als Leiter der städtischen Abteilung Verkehrsplanung ausdrückt: „Mönchengladbach schießt da den Vogel ab.“
Die Mönchengladbacher legen, wie die Haushaltsbefragung gezeigt hat, im Durchschnitt ganz genau drei Wege am Tag zurück. Diejenigen, die als „mobil“ bezeichnet werden, sogar 3,6 Wege täglich. Und für 62 Prozent dieser Wege, steigen die Vitusstädter ins Auto — als Fahrer oder Mitfahrer, denn es wurde mit Kinderfragebögen auch das Verkehrsverhalten der jungen Mönchengladbacher ermittelt. Nur 17 Prozent nutzen Bus und Bahn, 15,1 Prozent gehen zu Fuß und 6,2 Prozent fahren mit dem Rad. 57,6 Prozent der Mönchengladbacher fahren fast täglich mit dem Auto, aber nur 20 Prozent fast täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln und nur zwölf Prozent mit dem Rad.
Damit belegt Mönchengladbach den ersten Platz im Vergleich mit anderen deutschen Städten mit 200 000 bis 300 000 Einwohnern. Nach Mönchengladbach mit seinen rund 62 Prozent Menschen, die auf Individualverkehr setzten, folgen Oberhausen mit 56 Prozent oder Krefeld und Aachen mit 51 Prozent.
„Mönchengladbach läuft gegen den Trend“, sagt Clages. Während andere Städte einen Zuwachs der Kunden beziehungsweise Fahrten im öffentlichen Nahverkehr erlebten, sei das in der Vitusstadt anders. Der Individualverkehr nehme weiter zu, die Zahl der Radfahrer und Fußgänger nehme weiter ab.
Die nackten Zahlen und die Anregungen und kritischen Anmerkungen der Befragten wird die Stadtverwaltung nun in den Nahverkehrsplan (NVP) zum Beispiel zur verbesserten Linienführunge von Bussen einarbeiten. Das sei ein „längerer Prozess“, so Clages. Die Vorschläge der Verwaltung werden auch die politischen Debatten durchlaufen. Ein neuer NVP könnte in zwei bis drei Jahren spruchreif sein.
Was die Frage angeht, ob man den aktuellen Trend zu mehr Autofahrten umdrehen kann oder überhaupt will, zum Beispiel um Lärm, Dreck, Gestank und mögliche gesundheitliche Konsequenzen zu verringern — darüber kann nur die Politik entscheiden.
Update: Eine Stellungsnahme des Verkehrsclub Deutschland findet sich hier.