Gotteshaus in Mönchengladbach Die Franziskuskirche: ein Brückenpfeiler

Rheydt · In St. Franziskus predigte Theologin Elisabeth Jünemann in der Reihe "Brückenpfeiler zum Himmel.

Elisabeth Jünemann (r.) mit Pfarrer Hurtz in der Kirche.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Sein Gast habe von Kindesbeinen an ein besonderes Verhältnis zu St. Franziskus und inzwischen auch die nach dem Heiligen benannte Rheydter Kirche ins Herz geschlossen, betonte Pfarrer Klaus Hurtz zur Begrüßung der Paderborner Theologin und Sozialethikerin Elisabeth Jünemann. Die Professorin predigte in der Reihe „Brückenpfeiler zum Himmel“ und damit anlässlich des 90. Jahrestages der Einsegnung des Kirchengebäudes.

Jünemann griff das Bild der Brücke auf, um den Vertrauensverlust in die Kirche zu thematisieren. Die Gläubigen, die sich von der Kirche getragen fühlten, seien in der Minderheit oder kaum zu hören. Jünemann bezeichnete zahlreiche Kirchenaustritte als sichtbares Zeichen des Rückzugs von Menschen, die weder dem Bau noch den Brückenbauern und dem Papst und somit dem „obersten Brückenbauer“ trauten.

Bedeutender für die Zukunft der Kirche seien die, die Veränderung wollten. „Es gab schon immer Menschen, die den Mund nicht hielten. Sie wurden Kirchenkritiker oder – netter gesagt – Reformer genannt“, sagte die Theologin. Zu den Kritikern zählte sie den heilige Franziskus, der im 13. Jahrhundert gegen den Hochmut der Prälaten wetterte. Jünemann erinnerte auch an die Kirchenlehrerin Katharina von Siena, die im 14. Jahrhundert energisch den Zerfall der Kirche kritisierte. Johannes, den Täufer, bezeichnete sie als ersten Brückenpfeiler zum Himmel.

Damals wie heute seien Aufforderungen zur Veränderung oft nicht gut aufgenommen worden. So habe König Herodes den lästigen Mahner köpfen lassen. In Richtung der Kirchenbesucher betonte Jünemann: „Wir sind alle Brückenpfeiler und Sanierer. Brückenbauer müssen erst schauen, was brüchig ist, und Sanieren heißt Heilen.“ Sie unterschied Restaurierer und Reformer. Beiden Gruppen gemein sei das Zutrauen in die Zukunft der Kirche, „wenn sich etwas tut“.

Schließlich bezeichnete Jünemann die Franziskuskirche als Brückenpfeiler. Das nach Plänen des Baumeisters Dominikus Böhm errichtete Gebäude stehe seit 90 Jahren. Die Zeit habe keine schlimmen Spuren hinterlassen. Vielleicht, weil es immer wieder Menschen gegeben habe, die den Himmel nicht aus den Augen verloren und denen das Heil der Kirche am Herzen lag. „Himmel heißt, Arbeit am Brückenpfeiler und sagen zu können „Vater unser, dein Wille geschehe“, so Jünemann.