Leasing von Fahrrädern Dienstfahrräder sind Trend

Mönchengladbach. · In immer mehr Unternehmen können Mitarbeiter ein E-Bike leasen. Allein bei Scheidt & Bachmann tun dies schon mehr als 100 Beschäftigte. Ein Anzeichen für die beginnende Mobilitätswende in der Stadt?

Immer mehr Arbeitnehmer können sich vorstellen, mit dem Dienstfahrrad auf dem Radschnellweg zur Arbeit zu fahren.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

In immer mehr Unternehmen haben Mitarbeiter die Möglichkeit, über ihren Arbeitgeber ein Fahrrad zu leasen. Eines davon ist das Gladbacher Traditionsunternehmen Scheidt & Bachmann, das Systeme etwa für die Technik in Parkhäusern produziert. „Für uns als Firma ist es nur ein administrativer Aufwand, für die Mitarbeiter bedeutet es einen steuerlichen Vorteil“, erklärt Frank Bender, Leiter der Personalabteilung. Das liegt daran, dass diese Art der Förderung von ­Diensträdern in der Regel im Rahmen einer Entgeltumwandlung angeboten wird. „Dabei werden die Beiträge für das Jobrad vom Bruttolohn abgezogen“, sagt Emrah Bektas, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Mönchengladbach. Erst der daraus resultierende Betrag dient dann als Berechnungsgrundlage für Steuern und Sozialversicherungsbeiträge.

Ob ein Unternehmen diese Förderung anbietet, sei individuell, so Bektas. „Ein genereller Anspruch auf ­Jobräder besteht nicht, genauso wie bei Dienstfahrzeugen.“ Unternehmen könne das Angebot zum Dienstrad-Leasing jedoch dabei helfen, die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu steigern. „Es soll der Erhaltung der Gesundheit dienen und gleichzeitig einen ökologischen Beitrag leisten“, so Bektas. Caprice Mathar, Mobilitätsbeauftragte der Stadt, bemerkt eine steigende Zahl an Unternehmen in Mönchengladbach, die eine solche Jobrad-Förderung anbieten. Das ist für Mönchengladbach eine neue Entwicklung. Die Stadt hat sich vorgenommen, den Radverkehr zu fördern. Bisher schneidet die Stadt beim ADFC-Radfahrklimatest stets als schlechteste in NRW ab.

Scheidt & Bachmann bietet seinen Mitarbeitern seit zwei Jahren die Möglichkeit, ein Fahrrad über die Entgeltumwandlung zu leasen. Von den rund 1500 Mitarbeitern am Standort Mönchengladbach nutzen mehr als 100 das Angebot. „Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass ein Mitarbeiter noch drei Jahre bei uns in der Firma ist“, sagt Frank Bender. Das liegt daran, dass die Leasing-Verträge auf diesen Zeitraum ausgelegt sind.

Einer, der dieses Angebot bei Scheidt & Bachmann nutzt, ist Achim Hauser. Er least seit fast zwei Jahren ein Pedelec. „Ich habe schon länger darüber nachgedacht, vom Fahrrad aufs E-Bike umzusteigen. Der hohe Preis hat mich aber abgeschreckt“, sagt er. Sein Pedelec hätte im Einzelpreis etwa 2700 Euro gekostet. „Nicht jeder kann das auf einmal zahlen“, so Hauser. Durch die Ratenzahlung bietet sich ein solches Angebot vor allem für höherpreisige Modelle an, wie Frank Bender erklärt: „Das Leasing lohnt sich nicht für ein 500-Euro-Rad, eher ab 1000 bis 2000 Euro.“ Im Durchschnitt würde eine Monatsrate rund 50 bis 60 Euro betragen.

Darum, viel zu sparen, ging es Achim Hauser nicht: „Ich habe es damals grob gerechnet. Eine große Ersparnis ist es sicher nicht. Aber ich zahle zumindest nicht drauf.“ Und einige Euro würde er dadurch sicher sparen, sagt er. „Ich nutze das Rad fast jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit. Privat fahre ich auch viel“, erzählt er. Das entspreche der Intention der Firma, so Frank Bender: „Der Wunsch ist natürlich, dass man damit auch zur Arbeit fährt. Aber das kontrolliert niemand.“ In einem Jahr kann Achim Hauser dann entscheiden, ob er sein Pedelec abbezahlt und behält oder es abgibt und ein neues Rad least. Wie die Entscheidung ausfallen wird, wisse er jetzt noch nicht. Bei Übernahme des Rads muss der Restwert an den Anbieter gezahlt werden, von dem Scheidt & Bachmann die Jobräder least.

Unter anderem diese Übernahme ist ein Kritikpunkt am Angebot der Dienstrad-Förderung per Leasing-Vertrag. Das Problem dabei sei laut Thomas Maria Claßen, Vorstandsmitglied des ADFC Mönchengladbach, dass beim Leasing kein fester Restwert vereinbart werden darf und der Arbeitnehmer somit nicht wisse, zu welchem Preis er das Rad schließlich übernehmen kann. Außerdem bietet die Entgeltumwandlung zwar steuerliche Vorteile, wirkt sich jedoch durch die geringeren sozialversicherungspflichtigen Anteile auch auf Kurzarbeitergeld, Krankengeld oder Arbeitslosengeld sowie die Rente aus. Deswegen werde das Leasing von Diensträdern nicht nur positiv gesehen, so Claßen. Er empfiehlt, vor dem Kauf eines Fahrrads die Alternativen abzuwägen: „Arbeitnehmer sollten vergleichen: Was kostet mich das gewählte Fahrrad im freien Handel und was kostet mich eine normale Finanzierung, bei der mir das Rad nach dem Ablauf ohne Wenn und Aber gehört.“