Nach Tierquäler-Fall In Kita hoppeln wieder Kaninchen
Giesenkirchen. · Unbekannte töteten vor einigen Monaten die Tiere des Kindergartens. Der Zuchtverein hatte Mitleid.
Die Kinder im Wald-kindergarten Kaulquappen haben immer etwas zu tun: Sie bauen Hütten, sammeln Stöcke, singen, spielen und durchstreifen die Landschaft. Jetzt ist noch eine Aufgabe hinzugekommen: Kaninchen betreuen. Hannah ist glücklich: „Ich baue ein Hotel für Maxi“, sagte sie und ordnet erst einmal sorgsam das Stroh für das Tier der Rasse „Graue Wiener“. Hannahs Freunde sorgen derweil für eine ordentliche Bewirtung des langohrigen Hotelgasts. „Soooo, jetzt gibt es knusprige Mohrrüben“, ruft eine Kinderstimme ins Karnickel-Gehege und füttert das Tier.
Dass die Kinder wieder Kaninchen haben, ist dem Verein R 187 Giesenkirchen zu verdanken. Er brachte den Kindern der Wald-Kita neue Tiere zum Betreuen und Beschmusen. „Da musste doch etwas getan werden“, sagt Peter Uebach, erster Vorsitzender des Giesenkirchener Kaninchenzuchtvereins. Im Sommer 2019 war in dem Kindergarten etwas Schreckliches passiert. Die Kaninchen, die der stellvertretende Kita-Leiter Pascal Dohmen in die Kita mitgebracht hatte, wurden von Tierquälern getötet, und zwar auf eine so bestialische Art und Weise, dass sich selbst bei hartgesottenen Polizeibeamten der Magen umdrehte. Zum Glück war der Anblick den Kindern erspart geblieben. Die Erzieher erkunden täglich das Gelände, bevor die Kinder kommen. Den Mädchen und Jungen im Alter von zwei bis sechs Jahren wurde das Verschwinden der Kaninchen so erklärt: Einbrecher haben sie freigelassen. Auch die Männer vom Giesenkirchener Kaninchenzuchtverein finden eine solche „Notlüge“ gut – der Kinderseelen wegen.
Jetzt hoppeln also wieder vier Kaninchen von vier verschiedenen Rassen durch den Waldkindergarten, der mittlerweile video- und alarmgesichert ist. Außerdem passen die Nachbarn seit dem Vorfall im Sommer auf wie ein Luchs. „Mich haben sie letztens vom Gelände gepfiffen, weil ich mir den Bart abrasiert hatte und bei meinem Erkundungsgang nicht sofort erkannt wurde“, sagt Pascal Dohmen und lacht.
Die vier Neuankömmlinge haben sofort Namen von den Kindern bekommen, die zu den jeweiligen Kaninchen passen – na ja, fast. Das schwarze Kaninchen heißt Blacky, das weiße Schneeflöckchen, das größte Tier (5,3 Kilo) wurde Maxi getauft und das vierte Winnie. Die Kinder hatten gehört, dass ein Tier der Rasse Wiener darunter sei, berichtet Pascal Dohmen. Allerdings ist Winnie ein Sallander. Ups, vertan. Macht aber nichts. Denn eigentlich geht es nämlich darum, dass die Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen.
In der Kita Kaulquappen ist die Kaninchenbetreuung ein Projekt für die angehenden Schulkinder. Die Tiere sind so etwas wie eine Leihgabe, die eine Dauergabe werden könnte. „Wir kümmern uns um die Impfungen, kommen, wenn die Kaninchen nicht mehr fressen sollten und stehen auch sonst mit Rat und Tat zur Seite“, sagt Uebach.
Übrigens haben die Kinder auch ein echtes Kaninchen-Model. Der Große Wiener ist eine Siegerhäsin auf Landesebene aus dem Jahr 2017. Ihr Besitzer: Herr Lampe, genauer gesagt, Jörg Lampe, der Chef der Mönchengladbacher Berufsfeuerwehr. Auch er ist ein passionierter Kaninchenzüchter, der gerne viel von seinem Wissen an die Kinder und deren Eltern weitergeben will.