Karneval in Mönchengladbach Vom Schnittchen-Lieferanten zum Star
Mönchengladbach · Vor einem Jahr lieferte Caterer Thorsten noch Fingerfood in die Stadtsparkasse. Am Sonntag stand er als Prinz Niersius mit Prinz Axel I. auf der Bühne.
. Es ist ungefähr ein Jahr hier, da weilte Thorsten Neumann beim Prinzenpaar-Empfang in der Stadtsparkasse. Und servierte Schnittchen, was als Caterer ja sein Beruf ist. „Da hätte ich niemals daran gedacht, dass wir heute hier auf der Bühne stehen“, sagte Neumann, der in diesen Tagen auf den Namen Prinz Niersius Thorsten hört und zusammen mit seinem Partner Prinz Axel I., MKV-Chef Gert Kartheuser und Sitzungspräsident Willi Kleuser am Sonntag Hunderte Gäste im Foyer der Sparkasse begrüßte. Und zwar als Prinzenpaar. „Wir sind überwältigt, dass alles so gut ankommt, dass wir völlig unvoreingenommen in den Sälen aufgenommen werden“, sagte Axel I. über die Reaktionen auf das erste schwule Prinzenpaar, das der rheinische Karneval zu bieten hat.
Wer die beiden Prinzen erlebt, muss sich auf etwas gefasst machen: Sie singen jecke Lieder und kölsche Tön’, was das Zeug hält. So mancher Sitzungspräsident in dieser Stadt soll sich schon geärgert haben: Hätte man das so geahnt, man hätte sich so manches Engagement kölscher Bands vielleicht sparen können. Oder wie es Gastgeber Hartmut Wnuck, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse, ausdrückte: „Dieses Prinzenpaar ist ein Glücksgriff. Sie gehen voll in der Sache auf.“ Dafür gab es natürlich einen Orden vom Prinzenpaar, und zwar für alle anwesenden Vorstandskollegen Helmut Wilms, Sabine Sarnes und Ralf Grewe und den Aufsichtsratsvorsitzenden Norbert Post. Auch Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners lobt das Prinzenpaar vor dem Auftritt der Gelb-Blauen Funken: „Axel und Thorsten, Alles Toll!“
Das Prinzenpaar beherrscht aber nicht nur die lauten Töne, sondern auch die wichtigen, leisen Zwischentöne. Als sie auf der Bühne traditionell von zahlreichen Prinzenpaaren der Vergangenheit begrüßt wurden, war da auch Markus Hardenack mit dabei. Der zweite Vorsitzendes des Mönchengladbacher Karnevalsverbands war nach schwerer Krankheit im Rollsstuhl auf der Bühne und strahlte mit den Prinzen. „Wir sind stolz, dass du hier bist, lieber Markus“, sagte Niersius Thorsten.
Nicht etwa in der Jahreszeit geirrt hatte sich Schützen-Chef Horst Thoren, der als Osterhase den Besuchern Überraschungseier zum selbst Befüllen schenkte. Zwar liegt Ostern am anderen Ende der Fastenzeit, aber wenn das Sessionsmotto „Gladbach jeckes Narrennest“ lautet, dann dürfen Eier natürlich nicht fehlen. Dem Prinzenpaar überreichte Thoren ein vom Künstler bemaltes Straußen-Ei mit Clownsgesicht.
Eine besondere Auszeichnung gab es für Bernd Gothe: Der Ehrenvorsitzende des MKV, der von 1987 bis 2018 die Geschicke des Gladbacher Karnevals leitete, wurde von Karl Schäfer, dem Präsidenten des Karnevalsverbandes Linker Niederrhein, mit dem BDK-Orden in Gold mit Brillianten geehrt – die höchste Auszeichnung des Bundes. „Die Närrinnen und Narren in dieser Stadt sind Bernd Gothe zu tiefstem Dank verpflichtet“, sagte Schäfer. Der Geehrte antwortete ungewohnt knapp: „Ich möchte euch allen danken, dass wir in Mönchengladbach Karneval mit Herz feiern.“