Mönchengladbach prüft die Rückkehr der Alarmsirenen

Die Feuerwehr hält die Sirenen auf dem Dach für die beste Methode, um Anwohner zu warnen.

Foto: Janicki

Was macht man, um bei einer akuten Gefahr alle betroffenen Menschen möglichst schnell zu warnen? Technische Möglichkeiten gibt es heute viele — bis hin zur App, die via Smartphone den Katastrophenalarm weitergibt. Aber möglicherweise ist im entscheidenden Moment der Akku leer. Radiodurchsagen sind ebenfalls effektiv, allerdings nur, wenn das Empfangsgerät auch eingeschaltet ist. Für Feuerwehrchef Jörg Lampe gibt es kein effizienteres Weckmittel als Sirenen. „Die Leute sollen wissen: Es ist etwas passiert. Jetzt muss du auf Nachrichten achten.“

Ginge es nach Lampe, würde in Gladbach wieder ein Sirenennetz eingeführt. Die Nachbarstadt Krefeld hat es bereits getan, viele andere Kommunen auch. In Düsseldorf hat man schon vor über zehn Jahren erkannt, dass der Abbau des alten Systems ein Fehler war. Auch in Duisburg wuchs nach jahrelangen Erfahrungen mit Warnungen über Polizeiwagen, selbsteinschaltende Radio-Empfänger oder SMS die Erkenntnis, dass es keine Alternative zu den Heulern als Erstwarnung gibt. Da ein neues Sirenennetz teuer und die Ruhrgebietsstadt klamm ist, setzte die Verwaltung auf Sponsoren. Unternehmen beteiligten sich an den Kosten. Mittlerweile sollen gut zwei Drittel aller NRW-Orte wieder mit Sirenen ausgestattet sein.

Mit dem Ende des Kalten Krieges verschwanden auch die alten Heuler von den Dächern. Der Bund befand damals, die alten Warnanlagen seien nicht mehr nötig, und zog sich aus der Verantwortung zurück. Die Kommunen sahen sich nicht zuständig. In Mönchengladbach gibt es im kompletten Stadtgebiet nur noch zwei Sirenen. Die befinden sich am Flughafen. Alle anderen öffentlichen Anlagen wurde abgebaut. Einige Firmen haben noch betriebliche Alarmsysteme. Aber für einen flächendeckenden Katastrophenschutz reicht das längst nicht aus.

Bei der Stadt denkt man noch über eine Reaktivierung der alten Warnmethode mit neuer Technik nach. Auch jetzt gebe es in Mönchengladbach schon einen funktionierenden Schutzplan, wie der zuständige Dezernent Hans-Jürgen Schnaß betont. Im Katastrophenfall fahren Fahrzeuge durch die betroffenen Gebiete. Die Meldungen werden per Lautsprecher durchgegeben. „Das funktioniert gut, ist aber zeitaufwändig“, sagt der Feuerwehrchef.

Bei der Stadt beschäftigt man sich zurzeit nicht nur mit einem stationären Sirenennetz. Statt auf dem Dach könnten die Heuler auch auf Fahrzeuge installiert werden. Für Jörg Lampe hat diese zweite Variante durchaus Vorteile. Die stationären Sirenen werden digitalgesteuert. In Düsseldorf hätten zweimal Unbefugte mitten in der Nacht Sirenenalarm ausgelöst und unnütz ganze Stadtteile geweckt. „Bei einem mobilen System könnte das nicht passieren. Da können nur wir den entscheidenden Knopf drücken“, sagt Jörg Lampe.

Dass auch in Mönchengladbach Katastrophen passieren können, hat beispielsweise der Gasunfall in Güdderath im Jahr 2008 mit 107 Verletzten gezeigt. „Das wäre der klassische Fall für einen Sirenenalarm gewesen“, sagt der Feuerwehrchef.