Hauptbahnhof Mönchengladbach Bahnreisende verzweifeln an Automaten

Mönchengladbach. · Neben mehreren Reisenden hat auch der Autor Probleme, an den Automaten am Hauptbahnhof ein Ticket zu kaufen.

Das war einmal: Das Bahn-Reisezentrum wurde jetzt geschlossen.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Zumindest der Abschiedsgruß ist unübersehbar und leicht zu verstehen: „Dieses DB-Reisezentrum ist geschlossen!“ steht auf gleich vier Plakaten, die an den Glasscheiben des ehemaligen Bahnticket-Verkaufs im Mönchengladbacher Hauptbahnhof kleben. Auf Deutsch, Englisch und Türkisch wird dem Kunden auch erklärt, dass er seine Fahrkarten jetzt woanders erwerben muss: Tickets für Fahrten im VRR, mit ICE und IC gibt es an Automaten, sofern wir das Plakat richtig verstehen. Und in einem ServiceStore DB rechts in der Empfangshalle soll es gewöhnliche VRR-Tickets und Sonderfahrscheine wie Schokoticket und Co. geben. Nun denn, versuchen wir’s mal!

An einem der Automaten bemüht sich gerade Wolfgang Gäpel (80), einen Fahrschein zu erwerben. Allerdings nicht für eine Fernreise, sondern nach Wegberg. Als Startpunkt ist auf dem Bildschirm Mönchengladbach zu sehen, Wegberg erscheint in Großbuchstaben als Zieleingabe – und nun sollte man eigentlich irgendwo den Preis sehen und einen Button, mit dem man kauft. Sollte man, kann man aber nicht. Die einzigen Touch-Felder, die angeboten werden, sind: „Start ändern“, „Zurück“ und „Abbrechen“. „So, und wie soll ich jetzt das Ticket kaufen?“, fragt Gäpel.

Die Antwort fällt in der Tat schwer, und ist auch mit vereinten Verstandeskräften nach einigen neuerlichen Versuchen nicht zu finden. „Die Politiker wollen die Autos von der Straße holen, aber dann funktioniert das hier nicht“, sagt Gäpel und schüttelt den Kopf. Er ist 80 Jahre alt, aber macht einen für dieses Alter topfitten Eindruck. Und auch Jüngere scheitern an den Automaten. Während wir versuchen, einen Fahrschein nach München zu kaufen, wollen am Gerät nebenan ein Mann um die 50 und ein wesentlich jüngerer, hilfsbereiter Fahrgast dem Automaten einen Fahrschein bis Düsseldorf-Hauptbahnhof entlocken. „Nimmt der nicht an“, schnappen wir auf. Der frustrierte Kunde enteilt, anscheinend zum ServiceStore DB. Den werden wir einige Minuten später ebenfalls aufsuchen, weil es am Automaten mit dem Ticket nach München auch nicht gelingen will. Wir schaffen es im Menu bis zu dem Punkt, an dem Datum der Hin- und Rückfahrt einzugeben sind. Hinfahrt – 31. Dezember – nimmt das Gerät noch brav an. Doch jedes Mal, wenn wir als Rückfahrt 2. Januar eingeben, hüpft dieses Datum ins Hinfahrt-Feld. Wir geben schließlich auf.

Auf dem Weg zum ServiceStore entdecken wir einen Infokasten an der Wand. Darin sind VRR-Tarife angeschlagen – und ein Hinweis, dass man sein Ticket auch bequem via Handy buchen könne; verwirrenderweise nicht in einer VRR-App, sondern in einer der Bahn namens „DB-Navigator“. Aber egal, es gibt ja den ServiceStore DB. Dort will gerade eine Seniorin wissen, wie sie nach Leipzig kommt. Eine Auskunft, die der Mann hinterm Schalter nach einem Dialog mit seinem Computer geben kann, nebst Umsteigeorten und Preis. Allein: Das Ticket kann er nicht verkaufen. „Warum sind Sie dann hier?“, fragt die Kundin entgeistert.

Nun sind wir an der Reihe – und fragen nach einer Zugverbindung und dem Preis für eine Fahrt nach Scheveningen. Gegenfrage: „Wo liegt das?“ „In Holland.“ Der Mitarbeiter ist offenbar noch neu, aber bemüht sich ernsthaft. Neben ihm steht ein Kollege, der zuschaut und ihn unterstützt. Warum allerdings Schneverdingen in Niedersachsen im Computer zu finden ist, Scheveningen aber nicht, wundert auch den Helfer. Immerhin: Den Haag kennt das System, und eine Fahrplanauskunft und einen Preis gibt es auch. Nur: Für uns gibt es ebenfalls kein Ticket. Das Programm dafür funktioniere noch nicht. „Wenn Sie nächste Woche wiederkommen, sollten Sie aber auch Tickets kaufen können“, heißt die Auskunft. Einen Rat gibt es auch: Tickets könne man auch am Automaten kaufen...