Warnstreik im Einzelhandel Verkäufer protestieren in Rheydt für mehr Geld
Mönchengladbach · Zum Warnstreik trafen sich Beschäftigte des Einzelhandels in der Region auf dem Harmonieplatz zu einer zentralen Kundgebung. Worum es im Tarifstreit geht.
Schon lange nicht mehr waren so viele Beschäftigte aus dem Einzelhandel in der Rheydter Innenstadt wie am Dienstagmorgen. Rund 400 Beschäftigte aus der Region traten in den Warnstreik und trafen sich auf dem Harmonieplatz zur Kundgebung mit anschließender Demo durch die City. Dabei untermauerten sie ihre Forderung in der laufenden Tarifrunde mit den Arbeitgebern im Einzelhandel. „Strom, Gas, Wasser, Lebensmittel – das geht alles richtig in die Kohle“, sagt Hans-Günter Jansen (58), Betriebsratsvorsitzender bei Kaufland an der Krefelder Straße. Er ist seit 40 Jahren im Geschäft, hat Wechsel von Divi zu Real und nun zu Kaufland erlebt. „Das war eine große Hängepartie für die Kolleginnen und Kollegen.“ Auch deshalb sei ein kräftiges Lohnplus jetzt verdient.
Die Verhandlungen sollen am 22. Mai fortgeführt werden
Verdis Forderung beträgt 2,50 Euro mehr Gehalt und Lohn pro Stunde für die Beschäftigten im Einzelhandel, die Ausbildungsvergütung soll um 250 Euro angehoben werden. Die Dauer des Tarifvertrags wird auf zwölf Monate angesetzt. Die Arbeitgeber haben in der in der ersten Verhandlungsrunde für 2023 ein Plus von drei Prozent und eine Inflationsausgleichsprämie von 750 Euro angeboten. Im Groß- und Außenhandel NRW fordert die Gewerkschaft Verdi eine Erhöhung der Entgelte von 13 Prozent, mindestens aber 400 Euro. Die Verhandlungen sollen am 22. Mai in Recklinghausen fortgeführt werden.
Aus Mönchengladbach waren Beschäftigte aus den Kaufland-Filialen Krefelder Straße und Reyerhütte dabei. Beide Märkte hatten aber geöffnet, wie das Unternehmen mitteilte. Dazu reisten Beschäftigte aus Duisburg (Ikea, Edeka, Smyth Toys, Galeria, Kaufland, Metro), Neuss (Edeka, Galeria, TK Maxx, H&M, Metro), Krefeld (Douglas, Netto-Vertrieb, Galeria, H&M, Metro), Moers (Douglas, Saturn), Wesel (Galeria, ThermoFisher Scientific) und Kaarst (Edeka) an.
„Der Protest ist mehr als berechtigt“, sagte Sabine Busch, stellvertretende Verdi-Geschäftsführerin im Bezirk Linker Niederrhein. „Die Beschäftigten der Post und im öffentlichen Dienst waren auch in Rheydt und haben gute Abschlüsse erkämpft. Dieser Erfolg steht euch auch zu.“ Gewerkschaftssekretär Heino Georg Kassler bezeichnete bisherige Angebote als „beschämend“ und forderte: „Wir brauchen vernünftige und vor allem tabellenwirksame Erhöhungen nach zwei Jahren Reallohnverlusten. Eine einmalige Inflationsausgleichsprämie hilft nur kurzfristig.“
Es gibt aber noch eine andere Seite: Manfred Schubert, Beschäftigter von Bofrost, forderte, dass das Unternehmen nach dem Ausstieg 2017 wieder Tarifverträge anerkennt, die für die älteren Beschäftigten noch gelten: „Wir fordern Gleichberechtigung für alle Beschäftigten.“