Mülforter: Überall Asbest

Der Abriss des ehemaligen großen Textilausrüsters verzögert sich — weil hunderte Tonnen des gefährlichen Faser-Materials entdeckt wurden.

Mönchengladbach. Die Mülforter am Boden. Auf dem 60 000 Quadratmeter großen Firmen-Areal türmen sich Berge aus Metall, Holz und Bauschutt. Separieren nennt man so etwas. Denn das Metall lässt sich an eine Schmelze verkaufen, und der Bauschutt wird — gekörnt — im Straßenbau verwendet.

Überall stapeln sich aber auch riesengroße weiße „Tragetaschen“. Sie sind mit asbest-verseuchtem Material gefüllt, sagt ein Mitarbeiter einer Rheydter Abbruchfirma. Und genau das ist das Problem. Weil mehrere hundert Tonnen des gefährlichen Fasermaterials — deutlich mehr als erwartet — beim Abriss der Mülforter freigelegt wurden und werden, ist der ursprüngliche Abbruchtermin nicht mehr zu halten, sagt Uli Schückhaus von der Stadtfirma EWMG. Sie betreut das Projekt Mülforter.

Frühestens Ende September — und nicht Ende der Sommerferien — wird jetzt als Termin genannt. Ein Mann, der regelmäßig das alte Firmengelände an Einruhr-/Duvenstraße umläuft, sagt: „Die haben hier wochenlang nichts gemacht.“ Freitag war ein Bagger damit beschäftigt, ein Holzdach zu zerschneiden.

Die Angestellten einer Fachfirma treiben ihren Bohrer in den Untergrund. Gefragt, warum sie das machen, sagt einer: „Wir dürfen nichts sagen.“ Laut Schückhaus will man feststellen, ob das Grundwasser verseucht ist. Bekanntlich hat der Textilausrüster u.a. Stoffe für Damenkleider bedruckt. Dabei war viel Chemie im Einsatz.

Seit Dezember sind Abrissbirne und -schere aktiv. Von den 46 Gebäuden bleiben zwei Hallen, drei Verwaltungsgebäude und der Schornstein stehen. Bei der EWMG rechnet man mit einer Million Euro Abbruch-Kosten. Bis zum Jahresende soll der komplette Firmen-Bereich frei geräumt sein. Über das Ausmaß der Altlasten werde es Anfang 2013 Klarheit geben. Dann, so Schückhaus, soll mit dem Grundstücksverkauf begonnen werden. Aus der Mülforter wird ein Gewerbepark für Handwerker und andere Dienstleister.

Im März 2002 hatte das Familienunternehmen Bresges-Speckmann die Produktion eingestellt. Seitdem hat es hier oft gebrannt. Und Metalldiebe plünderten tonnenweise.

Dem Kauf des ruinösen Geländes der Zeugdruckerei hatte der EWMG-Aufsichtsrat zugestimmt. Dem waren lange Verhandlungen vorausgegangen. Für den symbolischen einen Euro ging alles an die Stadtentwicklungsgesellschaft, EWMG. Tatsächlich zahlte sie aber gut 600 000 Euro: An den Hauptgläubiger der Mülforter, die Volksbank Kamen-Werne, wurden 500 000 Euro überwiesen, sie musste 2,3 Millionen Euro alter Forderungen abschreiben. 102 000 Euro (Grundsteuer) erhielt die Stadt.

Die Mülforter Zeugdruckerei und Färberei Heinrich Bresges hatte Anfang der 80er Jahre 700 Mitarbeiter. Als sie in Insolvenz ging, waren noch 160 Personen beschäftigt. Fast 100 Jahre textile Firmengeschichte waren zu Ende. Und nun liegt sie im Bauschutt.