Raus aus der Blechbüchse

Weil moderne Autos immer komplizierter gebaut sind, muss die Feuerwehr lernen, wie sie im Ernstfall geknackt werden.

Mönchengladbach. Jörg Lampe hat sich damals sehr aufgeregt: „Die Autoindustrie hat die Airbags und den Seitenaufprallschutz eingeführt und sich zunächst keine Gedanken darüber gemacht, wie wir damit klar kommen“, sagt der Chef der Mönchengladbacher Feuerwehr. „Die Insassen im Auto waren gut geschützt. Aber wie bekommen wir die wieder raus, wenn es mal geknallt hat?“

Ein Schnitt an der falschen Stelle, und die Gaskartuschen des Seitenairbags beispielsweise entfaltet unkontrolliert 700 bis 800 bar Druck. Inzwischen haben die Autohersteller die Strategie geändert. Audi, Mercedes und jetzt zuletzt, am Freitag, Ford führen mit der Gladbacher Feuerwehr Rettungsworkshops durch.

Zwei Prototypen der neuen Fahrzeugserie „Ford B-Max“ stehen, vom Crash-Test verformt, in der Halle der Feuerwache II (Pfingsgraben) und 30 Multiplikatoren der Berufsfeuerwehr Mönchengladbach versuchen, die beiden Insassen-Dummies zu befreien. „Dabei erkennt man die Einsatzgrenzen für Mensch und Material“, sagt Lampe, „und die Hersteller können entsprechend Änderungen vornehmen.“

„Die Fahrzeuge haben statt einer B-Säule eine selbsttragende Karosserie“, erläutert Jörg Lampe die Veränderung. Sprich: Keinen Holm hinter der Fahrer- und Beifahrertür, vor dem Raum vor der Rücksitzbank. Damit gibt es einen großen bequemen Panorama-Einstieg. Die Stabilität des Fahrzeugs wird hergestellt, wenn Vorder- und Rücktür geschlossen sind.

„Das sind besondere Schließmechanismen, die für die Stabilität sorgen“, sagt Thilo Moerke aus der Entwicklungsabteilung von Ford in Köln. „Das Problem: Wenn die Karosserie sich selbst trägt, und ich fange an, irgendwo zu schneiden, dann fällt sie womöglich in sich zusammen“, sagt Lampe.

Um dem vorzubeugen, hat eine holländische Firma spezielle Rettungskarten für so genannte Tablet-PCs (siehe Kasten) entwickelt. Unter leichtem Druck auf den Bildschirm kann man das Fahrzeug aufrufen.

In Zeichnungen ist dargestellt, welches die tragenden Teile sind, wo die Batterie, der Treibstofftank und die Leitungen für den Airbag liegen. „Früher hatten wir die Zeichnung auf unseren Computern in der Wache“, sagt Lampe, der erleichtert ist über diese Entwicklung, die die Arbeit vor Ort für die Feuerwehrmänner einfacher mache.