Nachts ist es laut in der Bibliothek
1000 Besucher kamen zur Nacht der Bibliotheken.
Mönchengladbach. Die Fassade der Zentralbibliothek ist in violettes Licht getaucht. Der Eingang wirkt leicht verwunschen. Menschen stehen vor der Bibliothek, lassen die Atmosphäre auf sich wirken. Es ist die Nacht der Bibliotheken, rund 200 von ihnen haben an diesem Abend in ganz Nordrhein-Westfalen geöffnet. So auch Gladbachs Zentralbibliothek.
Überall stehen Menschen herum, halten Weingläser in den Händen und sorgen durch ihre Unterhaltungen für eine Lautstärke, wie sie für eine Bibliothek im normalen Alltag völlig undenkbar wäre. Es ist brechend voll. An einem Tisch steht Brigitte Behrendt und schaut den Besuchern zu. „Ich freue mich, wie toll die Aktion angenommen wird“, sagt die Leiterin der Bibliothek. Mehr als 1000 Besucher sind dabei.
In der Mitte des Foyers steht eine kleine, improvisierte Bühne. Zwei Männer: Der eine sitzt, der andere steht. Es sind die Wortartisten Markim Pause und Marco Jonas Jahn. Während Pause im klassischen Stil Geschichten über das künftige Mönchengladbach vorliest, benutzt Jahn den Stil eines Poetry Slams. So erklärt er, dass man früher zum Bökelberg pilgerte, um den reichen Gladbachern nach einem Heimspiel Müll in die Vorgärten zu werfen. Dankbar seien diese dafür nicht. Wenn das Minto eröffnet, würden sie weiterhin in Köln und Düsseldorf einkaufen. Unter dem Motto „MG-Topia“ sorgen sie für Schmunzeln bei den Besuchern.
Sportlich wird es, als Andrea Rings ihren Roman „Parkour“ liest und zwei Läufer den gleichnamigen Trendsport umsetzen und durch die Bibliothek springen. Obwohl die Besucher schon für genug Lautstärke sorgen, wird es noch lauter. Die „Hot Pepper´s“ geben einen Workshop in Salsa, und viele Besucher tanzen mit.
„Wir setzen das Motto auf viele Weisen um“, sagt Brigitte Behrendt. Das lautet nämlich „eMotion — Bibliotheken bewegen“. Und genau das tut die Zentralbibliothek. Konzeptkünstler Norbert Krause hilft dabei. Im Obergeschoss hat er ein Fahrrad aufgestellt, dessen Dynamo mit einer Leselampe verbunden ist. Wer lesen möchte, der muss also strampeln. „Das ist sicher die anstrengendste Art, ein Buch zu lesen“, sagt er. Doch damit nicht genug. Mit einem speziellen Bibliotheksführer leitet er die Besucher zu verschiedenen Regalen. Zwischendurch greifen sie zu einem Buch und lesen den ersten Satz daraus vor. Es entsteht eine völlig neue Geschichte.
Es ist ein gelungener Abend, und an seinem Ende hat man schon Lust auf die nächste landesweite Nacht der Bibliotheken. Die findet in zwei Jahren wieder statt.