Neuwerker Ärzte retten Ratis Bein

Die Wunden des 13-jährigen Jungen sind verheilt. Das Krankenhaus konnte er verlassen.

Mönchengladbach. Als er eingeliefert wurde, war Rati ein schüchterner Junge, der kaum ein Wort sprechen wollte. Ein gutes Jahr später hat er sich zu einem aufgeweckten, munteren Kind entwickelt, das fast immer gut gelaunt ist. Von dieser Entwicklung konnten Ärzte und Schwestern des Krankenhauses Neuwerk nur träumen, als Rati im Frühjahr 2006 mit einer schweren Schussverletzung zu ihnen in Behandlung kam.

Der damals elfjährige Junge hatte in seiner Heimat Georgien mit einer Schrotflinte gespielt und sich dabei selbst ins Bein geschossen. Die Behandlung in seinem Heimatland hätte keinen Erfolg gebracht. So kam er auf Initiative des "Friedensdorf International" erst nach Oberhausen und schließlich nach Mönchengladbach. Zu dieser Zeit hatte er einen Knochenbruch im Oberschenkel und eine große, offene Wunde, die sich bereits entzündet hatte.

Die erste OP war nicht einfach, erinnert sich Dr. Wolfgang Cleuvers, Chefarzt der Unfallchirurgie: "Es war keine Routine-Operation. In etwa anderthalb Stunden entfernten wir den von den georgischen Ärzten eingesetzten äußeren Spanner und überbrückten den Bruch mit einer Platte. Diese wurde mit Schrauben befestigt. Außerdem musste der Knochen verkürzt werden, da zuviel Substanz fehlte."

Ratis Bein war nach dem Eingriff vier Zentimeter kürzer als vorher. Um das auszugleichen, trägt Rati eine Schuherhöhung. Nur mit dieser Operation konnte sein Bein gerettet werden. Nur mit der Behandlung der georgischen Ärzte hätte Rati sein Bein sehr wahrscheinlich verloren, so Cleuvers.

Die Zeit in Deutschland war für den Jungen zunächst nicht leicht. Er musste seine Eltern in der Heimat zurücklassen. Doch auch ohne Mama und Papa hat er sich eingewöhnt. Krankenschwester Erika Zwick ist von dem tapferen Rati begeistert: "Auch wenn er ein stiller Junge war, mit der Zeit ist er aufgetaut und wurde immer fröhlicher. Sogar ein paar Worte Deutsch hat er bei uns gelernt."

Genau eine Woche vor seinem 13. Geburtstag, am 19. April konnte das Metall im Bein entfernt werden. Die Platte und die knochenstabilisierenden Schrauben in Ratis Bein wurden in einer zweiten Operation herausgenommen. Jetzt konnte der Junge aus dem Krankenhaus ins Friedensdorf International entlassen werden. Im Herbst wird Rati in seine Heimat Georgien zurückkehren. Im Krankenhaus in Neuwerk wird er noch lange vermisst werden.