Mönchengladbach. "Lasst fressen und saufen und gebührt eurem Vogt die nötige Ehre" - so lautet die Bedingung für den Beginn des mittelalterlichen Spektakulums, welches unter lautem Glockengeläut eröffnet wird. Der Stadtteil Geistenbeck hatte sich am Wochenende aber nicht nur sprachlich in die Zeit des Mittelalters zurückversetzt, sondern auch ein Vogtgeding, eine mittelalterliche Gerichtsverhandlung, anberaumt.
"Lauschet nun dem Vogt der Herrlichkeit Odenkirchen am Geistenbeck, hier ist Egon (Krieger) der nahezu immer Gerechte", ertönt es. Begleitet von Wachen und einem Fanfaren-Corps schreitet der Vogt in einer langen schwarzen Kutte, auf die Bühne, um auf seinem Thron Platz zu nehmen. "Bürger der Herrlichkeit Odenkirchen, lasst nun euer Beschwer verlauten", ruft er und schon erhebt sich ein Mutiger aus der Menge. "Ich klage Michael Schroerius an, denn versprochen hat er uns eine neue Straße, doch seit mehreren Jahren warten wir auf die Einlösung dieses Versprechens", ruft der Bürger wütend. Hintergrund der Beschwerde ist, dass in Geistenbeck der Bau des mittleren Rings angedacht war, um die Verkehrsbelastung vor allem im Gebiet der Steinfelder Straße zu reduzieren. "In der Zeit von drei Pater Noster und vier Ave Maria sollte der Circulus Medius stehen, doch seither sind viele Tage ins Land gezogen und nichts ist passiert."
Mit einer kleinen Handbewegung fordert der Vogt seine Wachen auf, den Bösewicht, CDU-Landtagsmitglied Michael Schroeren, vor das hohe Gericht zu bringen. Sofort zeigt dieser sich vor dem Vogt und verteidigt sich. "Alle, die Euch diese Straße versprachen leben nicht mehr. Ich bin neu, ich kann nichts für die Versprechen meiner Vorgänger." Und auch wenn das Publikum die Höchststrafe, wie rückwärts auf einem Esel reiten oder einen Hund tragen, fordert, hat der Vogt ein Einsehen. "Außerdem sind uns die Esel abhanden gekommen, die sitzen jetzt in der Politik", erklärt der Richter. Schließlich erhält Schroeren eine Schaufel mit der Drohung "rollen nicht bald die Bagger, dann muss eben euer Schweiß rollen" und Schroeren ist entlassen.
Die Idee das Vogtgeding wieder zum Leben zu erwecken, sei bereits vor einem Jahr im Rahmen einer Veranstaltung des Geistenbecker Bürgervereins entstanden. "Ein Jahr lang haben wir am Drehbuch geschrieben, in Archivunterlagen geblättert und die Aufführung geprobt", erklärt Michael Schmitz vom Bürgerverein. Eine Wiederholung will der Verein nicht ausschließen. "Der Zuspruch der Bürger war sehr gut und auch uns hat die Aufführung viel Spaß gemacht."