Niederrheinkaserne verrottet immer mehr

Das Areal gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Doch die streitet mit der Stadt.

Foto: Jörg Knappe

Das Tor zur Niederrheinkaserne quietscht, es lässt sich nur schwer öffnen. Der Stein mit der Inschrift ist verwittert und zugewachsen. 16 Jahre freier Verfall, Vandalismus und Metalldiebe haben dem rund zehn Hektar großen Areal im Norden der Stadt zugesetzt. Die alte Niederrheinkaserne ist ein Areal, das Stand heute keine Perspektive hat. Immer wieder gebe es Interessenten, die das Gelände kaufen möchten, heißt es bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima): „In Ermangelung eines Planungskonzeptes ist es jedoch nicht möglich, die Liegenschaft am Markt anzubieten. Aus diesem Grund werden derzeit keine Verkaufsverhandlungen mit Interessenten geführt.“

Seit dem Jahr 2000 steht die Niederrheinkaserne, früher als Nicholson-Barracks im Betrieb der britischen Rheinarmee, leer. Damals wurde die Dienststelle des Heeresunterstützungskommandos nach Koblenz verlegt. Damit ging das Areal in den Besitz der Bima über.

Zuletzt hatte es der Bau- und Planungsausschuss im Mai 2014 abgelehnt, einen Bebauungsplan für das Areal aufzustellen. Den sieht die Bima als zwingende Voraussetzungen für Verkaufsverhandlungen an — „nach jahrelangen Gesprächen mit der Stadtverwaltung“. Die Stadt wiederum betont, sie habe klare Vorgaben gemacht, welche Nutzung möglich ist. Annette Bonin, planungspolitische Sprecherin der CDU-Ratsfraktion, kritisiert, die „Bima könnte das Gelände ruhig aktiver vermarkten. Erst dann können wir ins Verfahren gehen, einen Bebauungsplan aufzustellen.“

Wolfgang Speen, Stadtsprecher

Einig sind sich Stadt und Bima nur darin, dass auf dem Areal nur eine gewerbliche Nutzung denkbar ist, nicht aber Wohnungsbau. Dann gehen die Interessen bereits auseinander. Für die Bima zählt einzig der Verkaufspreis, die Stadt möchte an der Stelle aber nicht etwa einen Autohof mit Spielcasino und Erotik-Laden, wie es ein Investor vor rund zwölf Jahren vorhatte. „Die Stadt hat einen Qualitätsanspruch entwickelt. Was immer dort gebaut wird, muss diesem Anspruch gerecht werden“, sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen.

Den hätte etwa der Online-Händler für Sanitärbedarf Reuter.de zuletzt darstellen können, der sich neben einem Kranunternehmen vor zwei Jahren für das Areal interessiert hatte, nun aber nach Viersen weiterzieht. Da das Gelände von Naturschutzgebiet (Nordwald und Jahrhundertwald) umgeben ist, wäre für Planungspolitikerin Bonin auch eine ganz andere Alternative denkbar: gar nichts zu bauen und das Gelände ins Naturschutzgebiet zu integrieren. Aber auch in diesem Fall müsste ein Käufer den vollen Wert zahlen. Die Bima betont, sie habe das Gelände bereits der Stadt per Erstzugriffsoption angeboten, und zwar ohne vorheriges Bieterverfahren: „Sie hat jedoch kein Interesse am Erwerb der Liegenschaft bekundet.“

In jedem Fall müsste ein Käufer damit rechnen, auf dem Gelände einen Kahlschlag tun zu müssen. 17 Gebäude, von der Wachstube mit Gefängniszellen über Wohngebäude, Werkhalle, Kasino mit Bar bis zur Lkw-Halle, müssten wohl abgerissen werden. Einige von ihnen sind einsturzgefährdet, ihre Eingänge musste die Bima zumauern, um ungebetene Gäste vor einem Eindringen in lebensgefährliche Bereiche zu schützen.

Nach Auskunft der Behörde hätte ein Käufer aber zumindest im Boden nicht mit bösen Überresten der militärischen Nutzung zu rechnen: „Die Altlastenuntersuchungen sind abgeschlossen. Aus bodenschutzrechtlicher Sicht besteht kein Handlungsbedarf.“