Noten-Debakel für Maria Hilf

Die Beatmungspflegestation weist laut Gutachtern große Mängel auf. Die Klinik-Leitung findet die Bewertung ungerecht.

Mönchengladbach. Es ist ein Horror-Zeugnis, das der Beatmungspflegestation der Kliniken Maria Hilf ausgestellt wurde: "Mangelhaft" bewerten die Medizinischen Dienste der Krankenkassen die Pflegestandards dieser Einrichtung, die im Altenheim Am Pixbusch beherbergt ist. Im Sommer war sie erst eröffnet worden.

Die Prüfung war Teil einer bundesweiten Aktion, in deren Verlauf die Medizinischen Dienste Schulnoten für Pflege-Einrichtungen vergeben haben - die vieldiskutierten und vom Gesetzgeber vor kurzem beschlossenen "Pflegenoten". Diese sollen Angehörigen dabei helfen, einen seriösen Überblick über die Qualität von Pflege-Einrichtungen unterschiedlicher Art zu gewinnen.

Besonders bitter für die Kliniken Maria Hilf: Die etwa 2100 Einrichtungen, die bislang in ganz Deutschland geprüft worden sind, wurden größtenteils positiv bewertet. Der Durchschnitt liegt bei Note 2,2. An strengen Gutachtern kann es also nicht gelegen haben.

Die Mönchengladbacher Beatmungspflegestation sei ein "negativer Ausreißer", sagt Oliver Blatt, Abteilungsleiter beim Verband der Ersatzkassen. Bislang ist diese Pflegestation die einzige Einrichtung in der Stadt, von der eine Pflegenote bekannt ist.

In der Beatmungspflegestation des Maria Hilf werden fünf schwer kranke Lungenpatienten jenseits der 50 behandelt. Vier von ihnen sind auf künstliche Ernährung angewiesen. Sie sind weitestgehend bettlägerig.

Mängel wollen die Experten vor allem in der Pflege und in der medizinischen Versorgung festgestellt haben. Außerdem seien die soziale Betreuung und die Alltagsgestaltung unzureichend. Ein befriedigendes Gesamtbild in punkto Wohnqualität, Hauswirtschaft und Hygiene konnte das Noten-Debakel nicht mehr verhindern.

In den Kliniken Maria Hilf fühlt man sich ungerecht behandelt. "Wir sind stinksauer", zürnt Geschäftsführer Joachim Püllen. Er bescheinigt den Prüfern der Medizinischen Dienste "Bürokratie-Wahn". Sie hätten der Qualität der schriftlichen Dokumentationen - Pflegeprotokollen etwa - zuviel Gewicht beigemessen.

Auf entsprechenden Dateien waren den Gutachter erhebliche Lücken aufgefallen. Püllen sagt aber: "Wenn die Dokumentationen unzureichend waren, heißt das noch lange nicht, dass unsere Patienten schlecht gepflegt werden."

Die Medizinischen Dienste weisen den Vorwurf zurück. Bei der Bewertung hätten die Experten nicht nur auf Dokumente geschaut. Sie hätten auch die Patienten befragt, sagt Angelika Fiedler von den Medizinischen Diensten Nordrhein.

Für Püllen steht jedoch fest: "Mit dieser Benotung wird all den Menschen Unrecht getan, die in der Beatmungspflege eine hervorragende Arbeit machen." Zudem würde es wenig Sinn ergeben, mit "bettlägerigen Patienten Skatrunden zu veranstalten". Ähnliches war den Pflegern offenbar empfohlen worden, um die soziale Betreuung zu verbessern.