Pflegeskandal: Täglich viele Hinweise

Die Aufarbeitung kostet die Caritas viel Geld.

Mönchengladbach. Der Caritas-Pflegeskandal füllt bei der Staatsanwaltschaft immer mehr Aktenordner. Inzwischen ermittelt sie in mehr als drei Fällen. Oberstaatsanwalt Peter Aldenhoff wollte die genaue Zahl aber nicht nennen. Es sei anzunehmen, dass weitere hinzukämen. Schließlich gingen täglich neue Hinweise auf tatsächliche bzw. mutmaßliche Pflege-Versäumnisse in Caritas-Altenheimen ein.

Die Polizei mochte sich am Donnerstag auf WZ-Anfrage nicht konkret zu der bisherigen Anzahl der Hinweise äußern. Es dürften aber hunderte sein.

Die Ermittler befassen sich in einem Fall mit dem Tod eines 85-Jährigen, der als Folge eines Aufenthalts im Hehnerholter "Pflege-Hotel" des kirchlichen Verbandes "ausgetrocknet" sein soll. Die Tochter erstattete Anzeige. Aldenhoff sagt aber auch, dass die Obduktion dies nicht zweifelsfrei ergeben habe.

Deshalb seien in diesem Fall der möglicherweise fahrlässigen Tötung weitere Untersuchungen nötig. Welcher Art und wie lange das dauert, sagte der Staatsanwalt nicht.

Am Dienstag hatte sich die Caritas von ihrem Geschäftsführer Otto Nieswand und der Pflege-Chefin Petra Broekmann getrennt. Die Neusser "Pro Pflege, Selbsthilfe-netzwerk, unabhängige und gemeinnützige Initiative" reagierte in einem Brief an die Caritas u.a. mit diesem Kommentar: "Wie es scheint, haben Sie mit den Entscheidungen den Weg zur Gewährleistung angemessener Pflegebedingungen geschaffen."

Die Caritas hat nicht nur im betroffenen Altenpflegeheim Giesenkirchen Mitarbeiter des Dienstleisters Contec eingesetzt. Auch für Nieswand wurde vorübergehend eine leitende Contec-Kraft verpflichtet. Das kostet den katholischen Verband sehr viel Geld. Fragen zur Höhe blockt der Caritas-Vorstand ab.

Die Ablösung Nieswands und Broekmanns war innerhalb der Caritas-Gremien umstritten. Sie seien zum Bauernopfer geworden. Sollte es in der Caritas mit ihren rund 600 Mitarbeitern tatsächlich einen Neubeginn geben, dann sollten weitere Führungsleute darüber nachdenken, ob sie in ihren Positionen verbleiben können, heißt es Caritas-intern.

Besorgt äußerten sich auch Vertreter der Caritas-Stiftung. Einer ihrer Köpfe ist Borussen-Präsident Rolf Königs.