Caritas feuert ihren Chef

Der kirchliche Verband steht vor gravierenden Veränderungen.

Mönchengladbach. In der Caritas-Zentrale an der Albertusstraße 36 lächelt Otto Nieswand noch als Geschäftsführer. Vom Schaukasten aus. Doch seit Dienstag ist der Mann, der den großen Verband mit seinen rund 600 Mitarbeitern seit rund 13 Jahren führt, freigestellt.

Ebenso die Leiterin für den Bereich Pflegen, Wohnen & Leben, Petra Broekmann. Damit zieht der Vorstand der kirchlichen Einrichtung einen vorläufigen Schlussstrich unter die bekannt gewordenen mutmaßlichen Pflegeskandale in den Alten-Häusern Giesenkirchen und Hehnherholt.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt in drei Fällen, in einem geht es um den Tod eines 85-Jährigen, die WZ berichtete. Die Caritas lässt sich mittlerweile von einem Anwalt vertreten.

Ein sichtlich mitgenommener Caritas-Vorstand Eckhard Lossen erklärte, man wolle die Schuld nicht voll auf die Beiden abladen. Auch er, Lossen, ein angesehener Pfarrer, trage Mitschuld.

Mit Nieswand und Broekmann wolle man einvernehmlich Auflösungsverträge abschließen. Ein Mitarbeiter des Dienstleisters Contec (Bochum) wurde als Interims-Geschäftsführer eingesetzt. Für Broekmann soll ein Mann aus Alsdorf kommen. Lossen wie Vorstand Christoph Habrich betonten, dass die Nachfolge-Regelungen "in Ruhe und mit Sachlichkeit laufen werden".

Dennoch: Den Führungskräften werden die Missstände vor allem in Giesenkirchen schwer angelastet. Lossen: "Es hat vor allem gravierende Kommunikationsfehler untereinander gegeben."

Die Vorfälle hätten nichts mit Mini-Jobbern in den Häusern zu tun, sagt Stefan Rösch (Contec), der in Giesenkirchen die Leitung des Altenpflegeheims übernahm.

Vorläufig bis Mitte September 2010. An der Konstantinstraße hat man sich von einer Wohnbereichsleiterin getrennt - während der Probezeit. Sie soll mitverantwortlich dafür sein, dass einer diabeteskranken Frau die Wundverbände erst nach Tagen gewechselt wurden. Das sei lebensbedrohlich gewesen.

Für Habrich und Lossen geht es jetzt darum, dass die Caritas (lateinisch, heißt übersetzt Nächstenliebe) verlorenes Vertrauen zurückgewinnt. Mit Nieswand sei ein Neubeginn nicht möglich.

Man wolle wieder ein verlässlicher und guter Dienstleister wie Arbeitgeber sein. In Giesenkirchen wurde beispielsweise das Prinzip der Verantwortlichkeit eines jeden Mitarbeiters eingeführt. Jeder soll wissen, wer für wen zuständig ist. Tägliche Patienten-Kontrollen gehörten dazu. Das wiederum kam auf Druck der Heimaufsicht (Stadtamt für Altenpflege) und des medizinischen Dienstes der Krankenkassen zustande.

Aber auch im Management werde es professioneller zugehen. So ist beabsichtigt, die Caritas als gemeinnützige GmbH zu führen. Derzeit ist sie ein so genannter ehrenamtlicher, eingetragener Verein.

Habrich kündigte eine "Generalrevision" für alle Bereiche der Caritas an. Davon gibt es viele.