Pläne für Freizeitpark werden konkret
Arabische Investoren wollen für 1,4 Milliarden Euro in Gladbach einen Erlebnispark in Disney-World-Dimension bauen.
Es klang ein bisschen zu sehr nach 1001 Nacht, um wahr zu sein: Arabische Investoren, die 1,4 Milliarden Euro in Gladbach verbauen wollen, für ein Projekt, wie es Europa noch nicht gesehen hat. Doch in den letzten Monaten hat sich die schillernde Seifenblase zu einem handfesten Projekt entwickelt, an dem Stadt, Land, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und der Investor arbeiten. Die Geldgeber hätten am liebsten in zwei Monaten einen unterschriftsreifen Kaufvertrag — möglicherweise sogar für das komplette JHQ-Gelände. Sie wollen dort unter vier überdachten Glaskuppeln, nach Jahreszeiten sortiert, Sport und Wellness verknüpfen. Auch eine Shopping-Mall, Hotels, Wohnen und Outdoor-Aktivitäten im Grünen gehören zum Konzept. 2000 Arbeitsplätze sollen entstehen.
Je weiter die Verhandlungen voranschreiten, desto klarer wird: Gladbach hat eine echte Chance. Und nun auch an den wichtigen Stellen die nötigen Treiber. CDU und SPD werden im Rat die Verwaltung — die bisher zurückhaltend in der Frage agierte — beauftragen, das Projekt voranzutreiben. Felix Heinrichs (SPD) sagt unmissverständlich: „Wir wollen mit aller Kraft daran arbeiten, dass das etwas wird.“
Horst Vennen (SPD), Vorsitzender des Planungsausschusses
Ein derart klares Signal der Stadt hatten die Investoren bislang nicht bekommen. Sie haben für ihre Machbarkeitsstudie schon bisher einen siebenstelligen Betrag ausgegeben. Das Ergebnis: Der „Seasons“-Park soll ins niederländische Tilburg oder nach Mönchengladbach. Für den zweiten Planungsschritt müssen die Macher nun schon mindestens 15 Millionen Euro in die Hand nehmen. Dass sie dazu bereit sind, werden sie möglicherweise auf der Expo Real Anfang Oktober in München zum ersten Mal öffentlich bekennen. Bis dahin muss sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben geäußert haben, für welchen Betrag sie bereit ist, das Gelände zu verkaufen. Die Stadt würde das Gelände von der Bima erwerben, um es dann an die Investoren weiterzuverkaufen. Die Seasons-Betreiber müssten auf eigene Kosten für eine neue Unterkunft für die Asylbewerber sorgen, die dort bald untergebracht werden sollen.
Um ein Projekt dieser Größe zu stemmen, braucht die Stadt Hilfe: unter anderem vom Land. Wirtschaftsminister Garrelt Duin kennt das Vorhaben nicht erst, seit er am vergangenen Freitag im Borussia-Park Fußball schaute. Eingeladen hatte den HSV-Fan Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft, der die Verhandlungen mit dem Investor führt. Die Stadt braucht das Land unter anderem, wenn es um eine weitere Autobahnabfahrt und die Änderung des Regionalplans geht. Denn nach aktuellem Planungsrecht ist im JHQ einiges nicht möglich. Zum Beispiel Handel. Dafür wird Gladbach die Unterstützung der Nachbarn brauchen. Auch dieser Weg wird gerade angebahnt. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Hans Peter Schlegelmilch sagt: „Ein solches Mammutprojekt kann nicht das Projekt einer einzelnen Stadt sein. Es ist das Projekt einer ganzen Region. Dafür sollten wir von vornherein gemeinsam einstehen.“
Horst Vennen (SPD), Vorsitzender des Planungsausschusses, ist angetan von der Option. „So etwas wie die Skihalle, die wegen einiger Oberbedenkenträger nicht nach Gladbach gekommen ist, wird uns nie wieder passieren.“ Dafür gibt es neben dem umtriebigen Schückhaus inzwischen einen zweiten Hoffnungsträger: den designierten Bau- und Planungsdezernenten Dr. Gregor Bonin. Der sprach bei seiner Vorstellung in den Fraktionen explizit von der immensen Chance, die dieses Projekt für Gladbach bedeute. Bonin kennt sich aus seiner Düsseldorfer Zeit bestens mit Großprojekten aus und hat auch die nötigen Kontakte zum Land. Insofern kommt die Chance auf den Freizeitpark für die Stadt zur rechten Zeit.
Anfang 2016 dürfte der Investor mindestens eine Vorentscheidung treffen. Bis der Freizeitpark öffnet, werden danach wohl noch fünf Jahre Planungs- und Bauzeit vergehen.