S 28: Das sind Gladbachs Forderungen

Mönchengladbach sieht die Verlängerung der Linie als Teil eines Gesamtkonzepts und pocht im Gegenzug auf eine Erweiterung der Strecken der S 8 und des RE 42.

Foto: Michael Reuter

Für Anwohner der Donk in Neuwerk ist es jedes Mal ein Schreckensszenario, wenn irgendwo die Verlängerung der S 28 ins Gespräch gebracht wird. Wie jetzt im Kreis Viersen. Da werben Landrat und Bürgermeister wieder einmal dafür, die Regiobahnlinie vom Kaarster See über Gladbacher Stadtgebiet bis nach Viersen zu verlängern. Dabei fährt man auch schwereres Geschütz auf. Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) mahnt Solidarität an und weist darauf hin, dass Viersen das Einkaufszentrum Minto nicht „unnötig blockiert“ habe. Und deshalb erwarte man jetzt ein Entgegenkommen für ein Projekt, dem die Metropolregion einstimmig zugestimmt habe.

Doch in Mönchengladbach will man, vielleicht mit Ausnahme einer gewissen Sympathie für das Ansinnen aus dem Kreis Viersen, von einer vorschnellen Zusage auf eine S-28-Verlängerung nichts wissen. „Ich erkenne keinerlei Handlungsdruck, dass wir uns jetzt bereits positionieren müssen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Felix Heinrichs. Und er weist auf einen Beschluss des Bau- und Planungsausschusses hin, auf den sich CDU und SPD geeinigt haben: Da ist die Regiobahn S 28 ein Teil eines Gesamtkonzepts für den Schienenverkehr: Die Verlängerung der Regiobahn darf nicht, so die Haltung der Mehrheitsfraktionen, alleine betrachtet werden.

Felix Heinrichs, SPD-Fraktionsvorsitzender

Zum Konzept gehört auch die Verlängerung der S 8 von Hagen über den Mönchengladbacher Hauptbahnhof hinaus bis nach Wickrath mit einem Haltepunkt an der Hochschule Niederrhein. Dazu zählt aber auch das RoCK-Projekt, die Verbindung zwischen dem Flughafen Düsseldorf nach Eindhoven mit einem Zwischenhalt am Gladbacher Hauptbahnhof. Die Gladbacher wünschen sich außerdem, dass der aus Münster kommende RE 42 nicht am Gladbacher Hauptbahnhof endet, sondern bis nach Rheydt fährt. „Alle Vorhaben haben etwas mit Planungsentscheiden in Bund und Land zu tun. Die müssen wir kennen, dann können wir weitere Schritte ergreifen“, sagt Heinrichs.

So denken auch die städtischen Verkehrsplaner. Ja, Mönchengladbach sehe in der S-28-Verlängerung „ebenfalls einen Mehrwert für einen Teil des Kreises Viersen“, aber Mönchengladbach möchte Gegenleistungen, sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Er betont den „regionalen Konsens“ und meint, dass der Kreis Viersen wie die Stadt Mönchengladbach Mitglied im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) ist und entsprechend Stimmrecht in der Verbandsversammlung hat. „So lange dieser Konsens noch nicht hergestellt ist, wird die Mönchengladbach der Verlängerung der S 28 weiter verhalten gegenüberstehen“, sagt Speen.

Dabei macht er deutlich, dass die städtischen Verkehrsplaner nicht wollen, dass die Regiobahn über Viersen hinaus nach Venlo verlängert wird. Denn man befürchtet, dass der RE 13, der von Hamm über Mönchengladbach bis nach Venlo fährt, dann teilweise gestrichen würde. Eine definitive Zustimmung des VRR zum Erhalt der aktuellen Verbindung werde daher als „alternativlos“ angesehen.

Mönchengladbach drängt bei der S-8-Verlängerung unbedingt auf den Haltepunkt an der Hochschule Niederrhein. Das bringe „einen Mehrwert für die gesamte Region mit sich. Die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen könnte sich maßgeblich verbessern“, sagt Speen. Es gibt breite Zustimmung in den politischen Gremien der Stadt, das Umfeld der Hochschule nachhaltig zu verändern.

Sollte es schließlich zur Verlängerung der S 28 kommen, möchte die Stadt gewährleistet sehen, dass sie sich nicht finanziell beteiligen muss und mit Rücksicht auf Anwohner in Neuwerk kein Güterverkehr über die Schienen rollt. Dazu der Landrat des Kreises Viersen, Andreas Coenen: „Wir können sicherstellen, dass auf der Strecke keine Güterzüge fahren werden.“ Außerdem gebe es für Mönchengladbach kein finanzielles Risiko mehr: „Für die Deckung der Betriebskosten stehen inzwischen mehr Geld und günstigere Verteilungsschlüssel zur Verfügung.“