Schlafhorst: Erste Jobs ziehen um
Einst waren es 5000 Mitarbeiter, jetzt sind noch 120 in Gladbach. In einem Monat geht’s nach Übach-Palenberg.
Mönchengladbach. Bei Oerlikon Schlafhorst an der Blumenberger Straße sind noch knapp drei Wochen Betriebsferien. Es werden die letzten am Standort Gladbach sein — denn der mit mehr als 5000 Beschäftigten ehemals größte Arbeitgeber der Stadt wird Firmenangaben zufolge abgewickelt. Offiziell zum Jahresende. Und es wird auch nicht, wie gelegentlich zu hören ist, angesichts einer guten Auftragslage „ein Jahr Verlängerung“ geben.
Schon im September wird laut Mitarbeitern und Betriebsrat ein Stufenplan umgesetzt. Das seit Jahren andauernde Sterben auf Raten geht in Speick in die finale Phase.
Die ersten 20 der verbliebenen etwa 120 Gladbacher Beschäftigten wechseln im kommenden Monat zum Zukunftsstandort von Oerlikon Schlafhorst nach Übach-Palenberg. Im Oktober folgen weitere Festangestellte. Die etwa 65 in den riesigen Hallen tätigen Leiharbeiter haben dagegen das Nachsehen, obwohl sich darunter nicht wenige Ex-Schlafhorst-Leute befinden. Facharbeiter mit viel Know-how. Sie verloren bei dem Textilmaschinen-Bauer ihren Job.
Möglich, dass in Gladbach 2012 noch ein paar Monate gearbeitet wird. Doch das seien eher Abzugs- und Aufräumarbeiten, sagen Mitarbeiter. Die Firmenleitung um Chairman Thomas Babacan hält sich mit öffentlichen Erklärungen zurück. Letztlich entscheide der Kunde, wie lange es noch in Gladbach laufe, heißt es.
Man wird auch die große Textilmaschinen-Messe Itma in Barcelona im September abwarten — und hofft natürlich auf viele Bestellungen. Das Produkt Autocoro, ein Automat, der spinnt, wie er in Gladbach noch für Märkte in Asien, Brasilien oder den USA gefertigt wird, ist in Spanien aber gar nicht mehr zu sehen. Dafür wohl die neuen Modelle. Und die verlassen künftig nur noch die Werktore an der Carlstraße 60 im benachbarten Übach-Palenberg.
Hier arbeiten mittlerweile neben zirka 270 Kollegen mit befristeten Verträgen rund 1100 Männer und Frauen. Etwa 40 Prozent von ihnen wechselten wegen der Schließung in Speick nach Palenberg. Ziel sei, dass das 120-köpfige Team ohne finanzielle Nachteile von Gladbach nach Palenberg umzieht.
Die reichlich vorhandenen Firmen-Immobilien will Babacan zu „marktüblichen Preisen“ abstoßen. Verscherbeln wolle man sie jedenfalls nicht, ließ er im kleinen Kreis wissen. Auf dem weiträumigen Areal zwischen Blumenberger- und Landgrafen-Straße haben sich bereits mehrere Fremdfirmen angesiedelt.