Sensibilisieren und Mut machen
Das Projekt „Verrückt? Na und!“ kämpft gegen die Stigmatisierung psychisch kranker Menschen.
Viersen. Die Idee ist einfach, aber durchdacht. Es gibt sie bereits seit mehreren Jahren und etliche weiterführende Schulen in ganz Deutschland haben sie schon mit Begeisterung aufgegriffen. Die Rede ist vom Projekt „Verrückt? Na und!“ der Institution „Irrsinnig Menschlich“ aus Leipzig. Der Verein setzt sich mit seiner Arbeit für die Antistigmatisierung psychisch kranker Menschen und für ein Auseinandersetzen mit Themen betreffend die seelische Gesundheit ein.
So ging „Verrückt? Na und!“ bereits im Jahr 2001 in einem Leipziger Gymnasium an den Start. Im Laufe der Jahre brachten Projektkoordinatoren das Angebot in andere Bundesländer. Es gründeten sich Projektgruppen, die nach entsprechender Schulung, das Angebot in ihrer Region anbieten, wie es jetzt auch im Kreis Viersen geschieht. Dort haben sich die Awo Kreis Viersen, die PHG (Psychiatrische Hilfegemeinschaft) Viersen, die Familienhilfe Niederrhein und In Via Krefeld zusammengeschlossen und unter Anleitung von Brigitte Schönheit, Projektkoordinatorin NRW von „Irrsinnig Menschlich“, entsprechende Vorarbeiten geleistet, um jetzt mit „Verrückt? Na und!“ starten zu können.
Das Angebot richtet sich an Schüler ab der achten Klasse. Ein Mitarbeiter und ein sogenannter Experte besuchen dabei für sechs Unterrichtsstunden eine Klasse. „Das Projekt ist in drei Blöcke aufgeteilt“, erklärt Kerstin Seidel vom sozialpsychiatrischen Zentrum der Awo. Im ersten Block geht es zunächst einmal ums Kennenlernen und die generelle Sensibilisierung.
Im zweiten Block steht Gruppenarbeit im Mittelpunkt, bei der unter anderem mit Hilfe von Rollenspielen Situationen nachgestellt werden, die sich im normalen Leben ereignen könnten. „Ein Beispiel ist eine Bürgerversammlung, bei der es darum geht, ein Zentrum für an Magersucht erkrankte Mädchen einzurichten. Die Schüler nehmen verschiedene Positionen ein und steigen in das Thema ein“, erläutert Schönheit.
Der dritte Teil ist dann der, in dem sich der Experte outet. Was die Schüler vorher nicht wissen ist, dass einer der beiden Besucher von einem psychischen Gesundheitsproblem betroffen ist. Der Erkrankte berichtet von seinem Krankheitsverlauf, den gemachten Erfahrungen und steht natürlich für Fragen zur Verfügung.
Durch dieses Peer-Counseling sollen Jugendliche gestärkt werden. Zugleich soll mit dem Projekt eine Akzeptanz für Menschen geschaffen werden, die sich in seelischen Krisen befinden und psychisch erkrankt sind. „Leider ist es so, dass die Akzeptanz gegenüber Betroffenen schlecht ist“, sagt Thomas Seelert, Peer-Counseling-Berater bei der PHG.
Mit „Verrückt? Na und!“ will man Jugendliche für das Thema sensibilisieren und es soll Jugendlichen Mut gemacht werden, dass eine psychische Erkrankung mit entsprechender Hilfe gemeistert werden kann. Eine der besten Arten zu lernen, wie Probleme bewältigt werden können, ist nämlich der Austausch mit Menschen, die eine solche Situation bereits erlebt haben.