So bewirbt sich Gladbach um EM-Spiele

Bei der Kampagne engagieren sich einige Prominente, aber auch viele Bürger. Und sogar Kühe sind im Einsatz.

Foto: Reichartz

Die sozialen Netzwerke sind ein seltsamer Ort. Einer, an dem urplötzlich Dinge Kultstatus erlangen, aus dem Nichts heraus. „Viral“ nennt man solche Phänomene, und Reiner Brungs, der Biobauer aus Mönchengladbach, hat gute Chancen, demnächst ein viraler Hit zu werden im Internet. Oder besser: er und seine Kühe. Zwischen denen steht der Mann nämlich in dem kleinen Filmchen, das seit gestern online ist und wirbt euphorisch dafür, dass Mönchengladbach 2024 Spielort werden soll bei der Europameisterschaft. Die Kühe neben Brungs schauen zunächst interessiert, dann geben sie ihren Senf dazu: „Muh!“

Authentisch ist das im höchsten Maß. Und genau das sollen die Imagefilme, die ein Teil der Gladbacher Bewerbungskampagne sind, auch sein. Man hätte die Kühe auch heraussezieren können in der Bearbeitung, doch will Gladbach als bodenständig, liebenswürdig und unverstellt rüberkommen. Die Stadt hat nicht den Glamour von Düsseldorf, der Landeshauptstadt, oder Köln, der viertgrößten Stadt im Lande, es ist, wie es ist, und so präsentiert es sich in der Kampagne. Es gibt eine Unterschriftenaktion, die zeigen soll, dass die Bürger der Stadt die Bewerbung mittragen und sich freuen würden auf die EM, schon 15 000 Menschen haben sich da verewigt. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners wertet das als „starkes Signal“.

Eine Reihe Prominenter machen mit bei der Filmkampagne, und sechs von ihnen waren gestern in den „Raum Büchsenwurf“ des Borussia-Parks gekommen: Die Bestseller-Autorin Rebecca Gablé, die Moderatorin Ulrike von der Groeben, die beide ebenso wie der Astronaut Reinhold Ewald gebürtige Gladbacher sind, zudem die Ex-Borussen Berti Vogts, Herbert „Hacki“ Wimmer und Wolfgang Kleff, drei der fünf Gladbacher Weltmeister von 1974. „Unsere Stadt. Unser Verein. Unser Traum“, stand als Slogan auf dem Plakat zum Thema.

Die, die sich per Videobotschaft einsetzen für die EM-Teilnahme Mönchengladbachs versprechen einen Wetteinsatz. Gablé wird, wenn es klappt mit der Nominierung Gladbachs als EM-Bewerber, einen Fußballkrimi verfassen. Von der Groeben und OB Reiners wollen, dann wohl begleitet von Borussia-Präsident Rolf Königs, von Köln nach Gladbach radeln.

14 Bewerber-Städte gibt es insgesamt, zehn werden ausgewählt vom Deutschen Fußball-Bund. So offensiv wie Mönchengladbach hat sich noch kein Konkurrent hervorgetan. Der niederrheinische EM-Anwärter muss wohl als Außenseiter eingestuft werden — und als eben solcher will Gladbach punkten: als sympathische Stadt mit einem großen Herz für den Fußball. „Es wird schwierig für Borussia und die Stadt, aber das Herz des Fußballs schlägt in Gladbach. Bei den Weltmeisterschaften 1974 und 2006 und bei der EM 1988 waren wir nicht dabei, die Zeit ist reif“, sagte Vogts, der Deutschland als Bundestrainer 1996 zum EM-Sieg führte.

Was die Bewerbungsvideos angeht, haben die Brungs’schen Kühe einen echten Viral-Konkurrenten: das Eichhörnchen, das hinter Vogts und Borussias Vizepräsident Rainer Bonhof umher flitzt, während die Ex-Borussen über die EM plaudern.

www.unsertraum2024.eu