Stadt kauft Rheydter Bahnhof für einen Euro
Die EWMG übernimmt das Gebäude von der Deutschen Bahn. Weil eine Sanierung nicht rentabel ist, soll es abgerissen werden.
Das Rätselraten um die Zukunft des Rheydter Hauptbahnhofs nähert sich dem Ende: Er geht für den symbolischen Preis von einem Euro in den Besitz der Stadttochter EWMG über. Allerdings wird die Deutsche Bahn noch so lange an den Erträgen aus den vermieteten Flächen beteiligt, bis das Bahnhofsgebäude tatsächlich abgerissen wird.
Auch das scheint Fakt zu sein: Eine Sanierung des Gebäudes kommt nicht infrage. Die Renovierung ist, so ein Bausubstanzgutachten, schlichtweg unrentabel. Der Abbruch kostet rund 463 000 Euro.
Die Stadt muss über ihre Tochter EWMG kurzfristig handeln. Denn am 31. Dezember läuft die sogenannte Erstzugriffsoption der Kommune aus. Danach kann die Deutsche Bahn das Rheydter Bahnhofsgebäude mit seinen etwa 3000 Quadratmetern Verkaufsfläche an Investoren veräußern. Und das könnte für die Stadt, die das Umfeld städtebaulich neu entwickeln will, böse Folgen haben.
Denn die aktuelle Kapitalmarktsituation und das niedrige Zinsniveau locken, so die Befürchtungen bei Stadt und EWMG, Investoren — etwa im Ausland ansässige Fonds — ohne lokalen Bezug an. Diese Investoren sind unter Umständen nicht an einer städtebaulichen Lösung interessiert oder verfolgen ganz andere Nutzungskonzepte.
Das Beispiel Haus Westland zeigt, wie der Stadtplanung die Hände gebunden sind, weil der Eigentümer konträre Interessen verfolgt. Eine vergleichbare Folge für den Rheydter Bahnhof: Der Investor nutzt ihn nur als Kapitalanlage, unternimmt nichts oder blockiert die Entwicklung des Areals. Er könnte auch die Radstation, die mit öffentlichen Zuschüssen eingerichtet wurde, 2017 aufgeben, weil dann die Zweckbindung abläuft.
Die Stadtplaner sehen das Bahnhofsgelände zwar nicht als Teil des Innenstadtkonzepts, betrachten es aber als wichtigen Baustein, um die Rheydter City weiter aufzuwerten. Wenn der Kauf abgewickelt ist, sollen städtebauliche Entwicklungsvorschläge erarbeitet und diskutiert werden.
Auch bei der Suche nach einem Investor ist ein intensiver Prozess vorgesehen. So ist nicht daran gedacht, die Flächen dem Höchstbietenden zu überlassen. Stattdessen soll der den Zuschlag bekommen, der das beste Konzept realisiert. Dabei bleibt der Bahnhof als Verkehrsstation erhalten.
Wird die EWMG nicht für die Stadt tätig, droht weiteres Siechtum. Denn die Deutsche Bahn hat sich darauf konzentriert, den Gladbacher Hauptbahnhof zu sanieren, während sie wenig Interesse am Zustand des Rheydter Gebäudes zeigt.
Die Bahn hatte zunächst per Internet einen Käufer gesucht und rund 700 000 Euro als Verkaufspreis aufgerufen. Als sich daraufhin Land und Kommunen einschalteten, war sie bereit, an die Stadt zu verkaufen.
Den Wert hat ein Gutachter ermittelt. Die Bahn hat der Stadt ein Erstzugriffsrecht eingeräumt, das Ende des Jahres ausläuft.