Stadt will Karstadt in Rheydt retten
Die EWMG verhandelt darüber, das Gebäude zu erwerben und reduzierte Flächen an den Konzern zu vermieten.
Dass die Entscheidung zur Schließung der Rheydter Karstadt-Filiale früher oder später fallen würde, war ein offenes Geheimnis: Das Haus war in den letzten Jahren auf sämtlichen „roten Listen“ mit gefährdeten Standorten ganz oben aufgeführt. Gestern Mittag war es nun so weit: Der Aufsichtsrat in Essen nannte unter den fünf bis spätestens Ende Juni 2016 zu schließenden Filialen auch die in Rheydt. „Mit großem Bedauern“ nahm die Stadt die Mitteilung zur Kenntnis — nicht mit Überraschung.
Denn sie hat bereits eine Alternative im Blick — und ihre Hausaufgaben dafür offenbar gemacht. Über ihre Tochter EWMG (Entwicklungsgesellschaft) seien in den vergangenen Wochen bereits intensive Gespräche mit der Karstadt-Führung über eine Fortführung des Geschäfts auf reduzierter Fläche geführt worden, hieß es — „da die Probleme in jüngster Vergangenheit erkennbar wurden“. „Das von uns gemeinsam mit der Karstadt-Führung angedachte Alternativszenario könnte so aussehen, dass die EWMG die Immobilie vom derzeitigen Eigentümer erwirbt und mit Karstadt einen Mietvertrag über eine reduzierte Fläche abschließt“, sagt EWMG-Geschäftsführer Dr. Ulrich Schückhaus. „Wirtschaftlich wird dies aber nur tragfähig sein, wenn es gelingt, auch für das Untergeschoss entsprechende Mieter zu bekommen, die für die notwendige Frequenz am Standort sorgen“, so Schückhaus.
Bislang habe man einen Discounter als Ankermieter für das Untergeschoss finden können — sowie Interessenten für kleinere Flächen. „Es muss aber noch ein Nutzer für die zweite Großfläche von etwa 1400 Quadratmeter Verkaufsfläche zuzüglich Nebenflächen gefunden werden“, sagt Schückhaus. Die Gespräche mit den potenziellen Verhandlungsparteien sollten innerhalb der nächsten drei Monate beendet sein: „Dann dürfte Klarheit darüber herrschen, ob sich dieses Szenario realisieren lässt.“ Die „sehr konstruktiven Gespräche“ mit Karstadt ließen aber durchaus Hoffnung zu. Noch stünden alle Überlegungen jedoch unter Gremienvorbehalt, die notwendigen politischen Grundsatzbeschlüsse fehlen also noch.
Die dürften jedoch Formsache sein. Die Ratsmehrheit aus CDU und SPD äußerte sich gestern optimistisch, was den Stand der Verhandlungen angeht. „Unsere Verhandlungsposition ist optimal. Das ist bei allen Gesprächen sehr deutlich geworden“, sagte CDU-Fraktionschef Dr. Hans Peter Schlegelmilch. „Diese Mönchengladbacher Lösung würde relative Sicherheit schaffen, schädlichen Leerstand verhindern und Arbeitsplätze erhalten“, fügte sein SPD-Pendant Felix Heinrichs hinzu. „Wir werden den Aufbruch in Rheydt jetzt mit aller Energie weiter tragen“, sagte die bau- und planungspolitische Sprecherin der CDU-Ratsfraktion, Annette Bonin. Bezirksvorsteherin Barbara Gersmann (SPD) warnte, dass das finale Aus von Karstadt „ein herber Rückschlag für diese positive Aufbruchsstimmung“ wäre.
„Karstadt zählt zu den Frequenzbringern in der Rheydter City. Dort haben wir in den vergangenen Jahren mit EU-, Bundes- und Landesmitteln mehr als 24 Millionen Euro für städtebauliche Maßnahmen investiert, nicht zuletzt auch in den komplett umgebauten Marktplatz“, sagte Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners. „Probleme bei Karstadt können demnach in ihrer Ursache nicht im Standort begründet sein, der durch die Umsetzung des Innenstadtkonzeptes und das Projekt ‚Soziale Stadt Rheydt‘ spürbar aufgewertet wurde.“