Stalking: 81 Männer und Frauen verfolgt

Seit fast einem Jahr gibt es ein Gesetz gegen beharrliches „Nachstellen“ und Belästigen von Menschen. Die Ermittler konnten 84 Prozent der angezeigten Fälle aufklären.

<strong>Mönchengladbach. Sie stehen stundenlang vor den Wohnungen ihrer Opfer, tauchen plötzlich am Arbeitsplatz auf, verfolgen sie mit dem Auto, rufen immer und immer wieder nachts an, schreiben obszöne Mails oder veranstalten SMS-Terroer. Stalking hat viele Gesichter. Das seit April 2007 geltende Gesetz hat in Mönchengladbach allein im vergangenen Jahr 81 Anzeigen auf die Tische der Polizei gebracht.

Je früher sich die Opfer melden, umso erfolgreicher ist die Polizei

Hennes Jöris, Leiter des zuständigen Kommissariats KK 11, geht davon aus, dass "bei dem ein oder anderen Fall am Ende doch nicht der Tatbestand Stalking erfüllt war". Aber man habe häufig davon ausgehen können, dass es dort hingeführt hätte. Wer sich nicht sicher sei, ob das, was mit ihm geschehe, schon ein "beharrliches" Nachstellen ist, solle sich trotzdem bei der Polizei melden, sagt Jöris. "Wir können die Situation einschätzen und Rat geben, wie man sich verhalten soll." Die Hauptsache sei, es geschehe rechtzeitig etwas. Je früher die Opfer - meist sind es Frauen - aus der Isolation kämen, umso besser. "Oft ist es ja auch charakterabhängig. Mancher ist bei zehn Anrufen seelisch belastet, jemand anders schon bei fünf."

Bei einem der spektakulärsten Fälle, an die sich Jöris erinnert, hatte der Ex-Freund einer 19-Jährigen die junge Frau im vergangenen Juli an ihr Badezimmer-Fenster in Hehn gelockt, sie dann aus diesem Fenster ins Freie gezerrt und krankenhausreif geschlagen.

"Wir haben festgestellt, dass Stalking in den meisten Fällen nach Trennungen geschieht, in denen irgendeine Seite das nicht verkraftet. Oft geht es ums Sorgerecht", sagt der 58-jährige Jöris. In sechs Fällen, in denen der Täter ermittelt wurde, kannten er und das Opfer sich allerdings nicht. Da werden wahllos Nummern angerufen. Oder es gab eine flüchtige Begegnung, bei der sich jemand verliebte und auf eine krude Art Kontakt aufrecht erhielt.