Warnstreik: Fast 1000 Menschen protestieren

Vom Busfahrer bis Bademeister machen sich Beschäftigte Luft und drohen mit größeren Streiks. Sollte auch die fünfte Verhandlungsrunde am 6. und 7.März in Potsdam scheitern, müssen sich auch die Mönchengladbacher auf ungemütliche Zeiten einstellen.

Mönchengladbach. Um neun Uhr beginnt der Kapuzinerplatz sich zu füllen: vom Busdepot der NVV in der Rheinstraße sind die Warnstreikenden losgezogen. Erzieherinnen und Busfahrer, Mitarbeiter des Rettungsdienstes und des Tiefbauamtes, Altenpflegerinnen, Rettungsassistenten, Bademeister und Verwaltungsangestellte wollen ihren Forderungen nach "gutem Geld für gute Arbeit" Nachdruck verleihen.

Die Fahnen der Gewerkschaften Verdi und Komba werden geschwenkt, mit Trillerpfeifen und Klappern werden die Forderungen der Gewerkschaften nach acht Prozent mehr Lohn unterstützt.

"Unsere Mitglieder sind streikbereit", ist sich Willi Sendke, der Verdi-Vorsitzende für den Bezirk Linker Niederrhein, sicher. "Es reicht einfach. Wir haben immer weniger in der Tasche, aber die Politiker genehmigen sich ohne Streik und Opposition um neun Prozent höhere Diäten." Er erinnert an den letzten Streik des Öffentlichen Dienstes 1992. "Da haben wir neun Tage lang das ganze Land lahm gelegt. Das ist auch jetzt wieder möglich."

Die Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes, die sich auf dem Kapuzinerplatz eingefunden haben, sind seiner Meinung. An eine substanzielle Gehaltserhöhung kann sich keiner mehr erinnern. "Wir haben immer weniger Geld im Portmonee, sind aber einer extrem hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt", erklärt Altenpflegerin Monika Kuhlen-Heck, die mit 150 Kollegen am Warnstreik teilnimmt. Eine Verlängerung der Arbeitszeit von 38,5 auf 40Stunden findet sie völlig inakzeptabel und hält ihr Plakat in die Luft: "Engel brauchen keinen Lohn - Wir schon" steht darauf.

Die Mitarbeiter des Tiefbauamtes, gut erkennbar an ihren orangefarbenen Overalls, lassen heute holprige Fahrbahnen einfach Fahrbahnen sein. "Wir hatten immer nur Nullrunden", meint Georg Hoerkens. "Die letzte Gehaltserhöhung fand im letzten Jahrtausend statt. Jetzt sind wir streikbereit."

Einige Dienste können nicht streiken, aber die Mitarbeiter sind in ihrer Freizeit zur Kundgebung gekommen. Die Rettungsassistenten, die am Tag zuvor Dienst hatten, machen ihrem Unmut Luft statt sich auszuschlafen. "Es gibt jetzt praktisch keine Aufstiegsmöglichkeiten mehr, kritisiert Sebastian Willer, seit 1998 beim Rettungsdienst.

Sollte auch die fünfte Verhandlungsrunde am 6. und 7.März in Potsdam scheitern, müssen sich auch die Mönchengladbacher auf ungemütliche Zeiten einstellen. Bei einem Komplett-Streik werden auch die jetzt noch fahrenden Busse in den Depots bleiben, weil sie nicht mehr gewartet und betankt werden. Und die Gewerkschaft hat hier ihre Trumpfkarte noch nicht gezogen: Noch arbeitet die Müllabfuhr.