Streit um den Wickrather Riesen

Fällt er oder fällt er nicht? Eine Entscheidung soll es vor der Sommerpause geben. Und ein Geschenk.

Mönchengladbach. Für Leute wie den Wickrather Heinz Schnitzler (65) gehört "er zu uns". Wenn er ihn sehe, dann sei das Heimat. "Und ich möchte ihn noch lange sehen", sagt der Mann, der Unterschriften für den Erhalt des Bauwerks gesammelt hat.

Für Stefan Stelten, Geschäftsführer der Kreiswerke Grevenbroich, ist der Lange lästig. Er will den 55 Meter hohen und etwa 100 Jahre alten Wickrather Wasserturm loswerden. Er werde schon lange nicht mehr gebraucht. Stelten schlägt den Abriss vor, denn eine Sanierung sei zu teuer - herausgeworfenes Geld. Für den Rechner Stelten haben Heimatgefühle wie die von Schnitzler keinen Platz.

Dass der Wasserturm auf Gladbacher Stadtgebiet den Grevenbroichern gehört, hat mit Langzeitverträgen zu tun. Die Kreiswerke fördern rund eine Million Kubikmeter Rohwasser in dem Schutzgebiet. Für die Wickrather. Und das geht schon sehr lange ohne den Wasserturm, der im Laufe der Jahrzehnte die Fasson und die Haube verlor.

Stelten hat ausrechnen lassen, dass die Sanierung 850 000 Euro kosten soll, der Abriss 100 000 Euro. Nun hat der Gladbacher Stadtrat in finanziell besseren Zeiten beschlossen, sich mit etwa 40 Prozent an den Make-up-Ausgaben zu beteiligen. Das wäre ein Betrag von etwa 325 000 Euro. Geld, das die hoch verschuldete Stadt nicht hat.

Der Kreiswerke-Manager weiß das. Daher schlug er OB Norbert Bude (SPD) diese Lösung vor: Bei einem Abriss spare die Stadt nicht nur eigenes Geld, sie bekäme was drauf. Etwa 400 000 Euro als Geschenk vom Versorger. Jenen Betrag, den die Grevenbroicher nicht für die Sanierung ausgeben müssten. Stelten: "Wir sparen bei künftigen Unterhaltungen, mit den 400000 Euro kann in Wickrath Einiges bewegt werden."

Abriss, Geschenk - der Stadtrat muss jetzt entscheiden. Auf dem Weg zur Entscheidung ist auch Arno Oellers (CDU; Bezirksvorsteher West) aktiv geworden. Er will am 24. März mit interessierten Wickrathern reden, mit Leuten wie Schnitzler. "Es ist wichtig, dass wir ihre Meinungen hören", sagt Oellers.

Schnitzler ist der Ansicht, dass die Kosten der Sanierung von den Grevenbroichern "bewusst hochgerechnet" wurden. Das sei billiger zu haben. Dann bliebe der Riese, der über die Jahrzehnte vergammelte, jedenfalls noch ein paar Jahre stehen.

Ältere Wickrather behaupten, Steltens Vorgänger hätten den Erhalt des Wahrzeichens versprochen. Das ist lange her.