Technologie: Einzigartiges Recycling im Klärwerk

Der Niersverband nimmt eine Hightech-Anlage in Betrieb, die Abfall in Düngemittel verwandelt. Zudem schützt sie Rohrleitungen vor Verkrustungen.

Mönchengladbach. Zwischen hochaufragenden Hallen und unzähligen Wegabzweigungen auf dem Gelände des Klärwerks Neuwerk fällt die neue Anlage zunächst kaum ins Auge.

Direkt an dem kreisrunden Faulbehälter ragt der erste Reaktor zehn Meter hoch in den klaren Winterhimmel. Die beiden anderen Reaktoren durchbrechen gewissermaßen die Decke einer Maschinenhalle, die hier neu entstanden ist. Etwa 350 Meter sind beide Teilanlagen voneinander entfernt. Verbunden sind sie mit einer ebenfalls neu gebauten Schlammleitung.

So schwer es dem Laien fällt, die neue Anlage auszumachen, so schwierig ist es, ihre Funktion zu erklären: Sie soll der Fällung von Magnesium-Ammonium-Phosphat (MAP) aus Klärschlamm dienen. Dieser entsteht als Abfallprodukt bei der Abwasserreinigung. Das Klärwerk Mönchengladbach-Neuwerk ist das "erste in Deutschland", das dieses Verfahren anwendet, äußert sich Dietmar Schitthelm vom Vorstand des Niersverbandes. Er sagt das nicht ohne Stolz zu seinen Gästen, die zur Begutachtung der neuen Anlage nach Neuwerk gekommen sind.

Anlass der Einladung durch den Niersverband ist die Inbetriebnahme der beiden Teilanlagen. Während die Wasserwerke Berlin bei der Prüfung dieses neuen Verfahrens noch in der Versuchsphase stecken, sind in Mönchengladbach die Baumaßnahmen der MAP-Fällungsanlage nun abgeschlossen.

Warum diese neue Anlage notwendig geworden ist, erklärte Joachim Reichert, Leiter der Abteilung Betrieb Kläranlage beim Niersverband. Beim Prozess der Schlammbehandlung, zwischen seiner Faulung und der Entwässerung, seien in der Vergangenheit harte Beläge in den Rohrleitungen entstanden. Der Fachmann bezeichnet diese als "massive Verkrustungen von MAP". Die Folge: ein Verschleiß des Leitungssystems mit hohem Wartungs- und Reparaturaufwand für das Klärwerk.

"Wir kennen das Problem dieser Kristallisation seit 2005", so Joachim Reichert. Zu dieser Zeit entstand die Idee und schließlich die Umsetzung einer größeren Pilotanlage in Neuwerk. Im Jahr 2008 wurde nach Auswertung der Versuchsergebnisse mit der MAP-Fällungsanlage begonnen. Damit wurden "zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen", erklärt Reichert.

Die Kristallisation von MAP in der Schlammbehandlung wird vermieden und die Entwässerung des Schlamms erheblich verbessert. Durch eine spezielle Verfahrensweise bei der Reinigung des MAP wird außerdem - quasi als Nebenprodukt - Phosphat recycelt: "Es ist ein wichtiges Düngemittel in der Landwirtschaft, dessen Ressourcen in Zukunft immer knapper werden", so Reichert.

1,8 Millionen Euro kostet die zweistufige Anlage, die aus dem freistehenden Reaktor für die erste Behandlungsstufe und zwei daran geschalteten Reaktoren an der Schlamm-Sammelanlage besteht. 500 000 Euro werden jährlich durch die Schlammentsorgung als Düngemittel eingespart. Der Auftrag zum Bau der Anlage ging an das Unternehmen P.C.S. Hamburg.