Üben am falschen Kranken

Ein weltweites Verfahren für den Rettungsdienst soll auch in Mönchengladbach Standard werden – das muss trainiert werden.

Mönchengladbach. Immer wieder schreit der Verletzte vor Schmerzen auf. Sein linkes Schienbein ist blutverschmiert und seine Gesichtsfarbe erschreckend bleich: "Es tut so weh", stöhnt der am Boden liegende Mann, als drei Unfallsanitäter anrücken: "Wie ist ihr Name?", fragt Einsatzleiter Dieter Fenkes.

Vorher hat er erfahren: Das Unfallopfer ist Bauarbeiter und unter eine einstürzende Mauer geraten. Patient Christian Funken scheint ansprechbar zu sein. Als nächstes prüft der Sanitäter Puls und Atemfrequenz, dann tastet er den Körper vom Kopf bis zu den Beinen nach innere Verletzungen ab.

"Die Einsatzkräfte behandeln den Verletzten systematisch nach einem standardisierten Fragenkatalog", sagt Matthias Jahn. Was hier so realistisch aussieht, ist eine Übung bei einer Fortbildung für Lehrrettungssanitäter der Mönchengladbacher Feuerwehr.

Die 28 Feuerwehrmänner nehmen im Haus der Jugend des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Rheindahlen am Kurs International Trauma Life Support (ITLS) teil. Auch DRK und Malteser Hilfsdienst haben Rettungsassistenten zum Lehrgang geschickt. Jahn ist einer der ehrenamtlichen ITLS-Ausbilder, die an zwei Tagen das besondere Versorgungskonzept für Schwerverletzte vermitteln.

"Patient" Christian Funken hat ein schweres Thoraxtrauma. Die inneren Verletzungen in der Brust sind so lebensbedrohlich, dass sich Fenkes und sein Team für einen schnellen Transport ins Krankenhaus entscheiden. Doch zunächst leiten die Sanitäter lebensstabilisierende Maßnahmen ein: Jörg Schöler legt das Beatmungsgerät an, Nicole Ohlig fixiert Kopf, Becken und Füße des Verletzten auf dem Spine-Board, einer speziellen Trage.

"ITLS hilft, Verletzungen richtig einzuschätzen und die notwendigen lebensrettenden Maßnahmen anzuwenden", sagt Jahn. Das weltweit anerkannte wissenschaftliche Verfahren soll auch in Gladbach Standard für den Rettungsdienst werden: "Unsere Teilnehmer sind Multiplikatoren, die das Erlernte an 500 Rettungssanitäter und 85 Notärzte der Feuerwehr weitervermitteln", sagt Branddirektor Dirk Schattka.