Was Autoren selbst gern lesen

In den Sommerferien ist endlich Zeit zum Schmökern. Gladbacher Schriftsteller verraten ihre Favoriten.

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Mönchengladbach. Sie schreiben selbst historische Romane wie Bestseller-Autorin Rebecca Gablé oder Susanne Goga, Kriminalromane wie Jutta Profijt und Arnold Küsters oder Thriller wie Carsten Steenbergen. Aber was sie fast genauso gerne machen, ist Bücher lesen. Die Mönchengladbacher Autoren haben sich für die WZ-Leser ihren persönlichen Ferien-Buch-Tipp für den Flieger, den Strandkorb oder den Balkon überlegt.

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Rebecca Gablé sagt über „Der Ruf des Kuckucks“: „Eigentlich wollte ich es nicht mögen. Hinter dem Autorennamen Robert Galbraith verbirgt sich ja niemand anderes als Harry-Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling, und der Hype um dieses Buch hat mich misstrauisch gestimmt.“ Das Buch habe sich dann aber als „großartiger, klassischer Kriminalroman“ entpuppt, der vor allem durch Rowlings „facettenreiche Figuren besticht — allen voran ihren Ermittler, den traumatisierten Afghanistan-Veteran Cormoran Strike“. Für Gablé kommt er als „skurrile Mischung aus Rubeus Hagrid und Philip Marlowe daher“. Es sei eine „klug ausgedachte Handlung mit perfektem Timing und ein ganz und gar unerwartetes Lesevergnügen“.

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Der Ferien-Tipp von Arnold Küsters kommt von einem Ferien-Trip des Mönchengladbachers. „Bei meinen Aufenthalten in England stöbere ich gerne in Charity Shops.“ Das sind Secondhand-Läden, die Kleidung, Küchenwaren, Dekoration, Platten, CDs oder Bücher für Hilfsorganisationen aller Art verkaufen. In Sherborne entdeckte Küsters im vergangenen Jahr in einem dieser Läden einen Krimi von R. D. Wingfield. „Ich glaube, es war ,Killing Frost’. Ich habe das Buch jedenfalls regelrecht gefressen“, sagt der Autor. Anschließend habe er alle Frost-Krimis gekauft, die er finden konnte.

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Was ihn an den Büchern fasziniert? „Wingfield, leider schon verstorben, hat mit Inspektor Frost eine Figur erschaffen, die ich gerne selbst erfunden hätte: Ein Typ, scheinbar völlig ungeeignet für seinen Job, der dennoch seine Kollegen, und vor allem seinen Vorgesetzten, regelmäßig verblüfft. Und eins nicht mag: die Bürokratie seiner Behörde. Spannende Bücher, mit mehr als einer Prise britischen Humors.“

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Gleich mehrere Romane empfiehlt Susanne Goga: die Patrick-Melrose-Romane von Edward St. Aubyn. Es ist eine epische Reihe (siehe Kasten). Der Leser trifft Patrick Melrose als Fünfjährigen und begleiten ihn fast 40 Jahre lang. „Was auf den ersten Blick als bissig unterhaltsame, oft auch distanzierte Betrachtung dahinplätschert, offenbart dunkle Untiefen“, erzählt Goga. Edward St. Aubyn habe sich mit diesen Romanen ein Trauma von der Seele geschrieben — den Missbrauch durch den eigenen Vater. „Das Porträt einer oberflächlichen, Klatsch und Vergnügen verhafteten High Society bildet einen umso stärkeren Kontrast zu Patricks dysfunktionaler Familie, und ich habe bis zur letzten Seite mit Patrick gehofft und gebangt.“

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Jutta Profijt, unter anderem bekanntgeworden durch ihre „Kühlfach“-Krimis, wollte schon lange einmal etwas von Klaus Stickelbroeck, dem Düsseldorfer Polizisten, lesen. „,Fieses Foul’ war sein und mein erster — und wir beide konnten nicht mehr davon lassen“, sagt die Autorin. „Immer ermittelt Hartmann, Privatdetektiv ohne Führerschein aber mit Haltung, dessen Düsseldorf mit der Kö nur am Rande zu tun hat.“ Es sei „knallharte Action im Wechsel mit geistreichem Humor“. Die Haupt- und Nebenfiguren „mit Herz und flotter Schnauze und vielschichtige Kriminalfälle machen die Bücher ebenso spannend wie unterhaltsam“.

Carsten Steenbergen hat es ein Skelett als Hauptfigur angetan: „Skulduggery Pleasant — Der Gentleman mit der Feuerhand“. Darin erbt das Mädchen Stephanie von ihrem Onkel Gordon ein riesiges Haus, das auf einem abseits gelegenen Waldgrundstück steht. Kurz vor Mitternacht, als sie allein im Haus übernachtet, bricht ein seltsamer Fremder ein, der nur durch das beherzte Eingreifen eines alten Freundes von Stephanies Onkel vertrieben werden kann: Skulduggery Pleasant. Ein Detektiv, Gentleman und darüber hinaus ein lebendiges Skelett, dessen Kopf von kleinen Kobolden gestohlen wurde. Mit ihm stürzt sich Stephanie in eine Welt der Zauberei und schmutziger Tricks, um den Tod ihres Onkels aufzuklären, der nicht so natürlich ablief, wie es zunächst den Anschein hatte.

Für Steenbergen ist das Buch ein „irrwitziges Krimi-Abenteuer voller Sarkasmus und geistreicher Anspielungen“. Dazu sei es „actionreich und locker geschrieben, so dass man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte“. Die mitunter skurrilen Figuren — insbesondere Skulduggery — seien liebevoll gezeichnet und immer wieder überraschend.