Wegberger Krankenhaus-Skandal vor Gericht

Mönchengladbach/Wegberg. Einer der größten Krankenhaus-Skandale in Deutschland wird vom kommenden Donnerstag an in Mönchengladbach vor Gericht aufgerollt. Dem ehemaligen Chef der Klinik im niederrheinischen Wegberg werden sieben Todesfälle und mehr als 60 Körperverletzungen an Patienten vorgeworfen.

Neben dem Chefarzt müssen sieben weitere Ärzte auf die Anklagebank. Das Gericht hat für den Prozess zunächst 24 Verhandlungstage angesetzt.

Dem 52-jährigen Arnold P. werden als Hauptbeschuldigten in derumfangreichen Anklageschrift vier fahrlässige Tötungen von Patientenund drei Körperverletzungen mit Todesfolge zur Last gelegt. So sollenPatienten an mangelnder Hygiene gestorben sein: Ihnen war denErmittlern zufolge nicht-steriler, frisch gepresster Zitronensaft indie offene Bauchhöhle geträufelt worden, um teure Desinfektionsmittelzu sparen.

Auch bei Blutkonserven und teuren Medikamenten sei aufKosten der Patienten gespart worden.Die Machtfülle von Dr. P. soll dafür gesorgt haben, dass seineBehandlungsmethoden lange unter der Decke blieben.

DerHauptangeklagte war Klinik-Besitzer, Chefarzt und ärztlicher Direktorin einer Person. Am 1. Januar 2006 hatte der Arzt das kleine St.Antonius-Krankenhaus von der Kommune Wegberg gekauft, als es vor derPleite stand. Das Krankenhaus hatte knapp 100 Betten und beschäftigterund ein Dutzend Ärzte.

Sofort habe er sämtliche Klinik-Abteilungen einem strengenSpardiktat unterworfen, heißt es in der Anklage. Während derMediziner bei den Ausgaben allzu eisern gespart habe, soll erandererseits aus Profitstreben „völlig überflüssige“ Operationenangeordnet und abgerechnet haben.Reihenweise sollen Patienten ohne Not unter das Skalpell gekommenund ohne Darmteile, Gallenblasen, Nieren und Brustfelle wiederaufgewacht sein.

Anstatt ihren Chef zu stoppen, sollen sichdie sieben ebenfalls angeklagten Klinikärzte mitschuldig gemachthaben. Gegen zwei Beschuldigte wurde das Verfahren gegen Geldauflageneingestellt. Eine anonyme Anzeige mit „Insiderwissen“ hatte dieErmittlungen 2007 ins Rollen gebracht. Die Patientenakten warensichergestellt, Gutachter eingeschaltet worden.