Wenn Leistung nicht zählt

Viele Gladbacher Handwerker haben mit mangelnder Zahlungsmoral ihrer Kunden zu kämpfen.

Mönchengladbach. Wer sich einen Kaffee in einem Restaurant bestellt, der bezahlt ihn anschließend. Auch wer sich mit einem Taxi von A nach B transportieren lässt, zückt am Ende der Fahrt sein Portemonnaie. Im Handwerk scheint es damit Probleme zu geben. Die mangelnde Zahlungsmoral bereitet Gladbacher Handwerkern Probleme, manche treibt sie sogar in die Insolvenz.

„Mit großen Konzernen oder Bauträgern arbeite ich nicht mehr zusammen. Da habe ich zu viele schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt Tischler Peter Buschmann. Inzwischen arbeitet der 41-jährige Gladbacher fast nur noch für Privatkunden oder Kollegen. Da gebe es mit schlechter Zahlungsmoral nahezu keine Probleme.

„Bei großen Auftraggebern wartet man Minimum drei Monate auf sein Geld. Manchmal bekommt man es auch überhaupt nicht. Oder es werden 10 bis 20 Prozent einbehalten so lange die Gewährleistung noch läuft“, erzählt Buschmann. Versuche man das Geld einzufordern, sei oft niemand zu erreichen oder keiner zuständig. „Man kann das nie persönlich klären, sondern immer nur per Mail oder Telefon.“

Oft geht es bei solchen Aufträgen um große Summen. Zahlt der Kunde nicht, bekommt der Handwerker mit seinen Lieferanten Probleme. Denn auch die möchten ihr Geld haben. „Da kann man in große Schwierigkeiten kommen“, so der 41-Jährige. Auch Finanzamt oder Energiezulieferer hätten wenig Verständnis für kurzzeitige finanzielle Engpässe. Das schlimmste sei jedoch die Hilflosigkeit, so Buschmann. „Man ist in einer schwachen Position und fühlt sich als Bittsteller.“ Auch bei Innungsversammlungen sei das ein häufig Thema.

Das kann Claudia Berg, stellvertretende Geschäftsführerin der Kreis-Handwerkerschaft Mönchengladbach, bestätigen. „Früher wurden viele Geschäfte im Handwerk noch mit einem Handschlag besiegelt. Da galt das als Vertrag, der auch eingehalten wurde. Heute ist das anders“, erklärt sie. Die Kreis-Handwerkerschaft verfügt über eine eigene Inkassostelle, die Forderungen für alle angeschlossenen Handwerker eintreibt. Die Arbeit dieser Stelle habe in letzter Zeit zugenommen, so Berg. Das liege aber auch daran, dass man verstärkt Werbung dafür gemacht habe. Im Jahr kommt die Inkassostelle auf 300 bis 350 Verfahren. 1000 Betriebe sind Mitglied in der Handwerkerschaft. „Eigentlich haben wir gute Erfolgsquoten. Meistens lässt sich alles außergerichtliche klären.“

Die Summen, um die es geht, können von 100 Euro bis zu 100 000 Euro reichen. Im Durchschnitt gehe es aber meistens um Beträge zwischen 1000 und 2000 Euro, so Berg. Sie sieht ein generelles Problem des Handwerks in der Vorleistungspflicht. Nach getaner Arbeit würden viele Kunden die Zahlung des Geldes herauszögern. Oft würden gezielt Mängel gesucht, um nicht zahlen zu müssen.

Schützen können sich Handwerker, indem sie im Vorfeld Auskünfte über den Kunden einholen. Zudem gibt es Versicherungen, die vor solchen Fällen schützen.

Die Rheydter Firma Georg Haaß Sanitär und Heizung lässt sich aufgrund schlechter Erfahrungen immer eine Abmahnung unterschreiben. Denn oft erbringt die Firma Leistungen und bekommt dann kein Geld, weil der Auftraggeber angebliche Mängel findet. „Mit der Unterschrift sind wir nicht mehr in der Beweispflicht, dass es die Mängel gibt, sondern der Kunde“, erklärt Kathrin Haaß. In ihrem Bekanntenkreis ist sie selber Zeuge davon geworden, dass mangelnde Zahlungsmoral Betriebe zerstören kann. „Zur Weltwirtschaftkrise war es wirklich schlimm, aber auch jetzt ist es nicht wirklich besser.“