Wettbewerb: Mathe-Ass liebt die Schauspielerei

350 junge Leute beim Landestest Mathematik in Odenkirchen.

Mönchengladbach. Da sitzen sie in einem abgedunkelten Raum eng beieinander, die Köpfe über die Aufgaben gebeugt, in den Fingern die Bleistifte wiegend. Für einige Stunden gibt es für die 350 Teilnehmer aus ganz NRW, die zur Landesausscheidung der Mathe-Olympiade ins Gymnasium Odenkirchen gekommen sind, kein Draußen.

Insgesamt 130 Jugendliche aus den weiterführenden Gladbacher Schulen haben sich in diesem Jahr an der bundesweiten Mathematik-Olympiade beteiligt. Am Ende haben es vier Gladbacher in den Landeswettbewerb geschafft.

Die Teilnehmer aus allen Jahrgangsstufen bekommen zwei Stunden lang Aufgaben, zu deren Lösung Wissen und Kreativität nötig sind.

Einer der vier Gladbacher ist Armin Fatemi. Der hübsche Junge mit topmodernem Pilzkopf á la Beatles ist iranischer Herkunft und der beste Beweis dafür, dass Kinder aus Migrantenfamilien nicht nur Problemkinder sein müssen. Armin Fatemi geht in die fünfte Klasse am Gymnasium Odenkirchen - für ihn ist der Landestest also ein Heimspiel.

Schon in der dritten Klasse hat er an einer Mathe-Olympiade teilgenommen. Damals wurde er Dritter in ganz NRW. Ihm fliegen die guten Noten einfach nur zu, meint er und muss selber etwas dabei grinsen. Dennoch, ein Streber sei er nicht, lacht Armin. Dazu hat er viel zu viele andere Interessen. "Manchmal komme ich dann auch mit einer schlechteren Note nach Hause, weil ich nicht so viel geübt habe", erzählt er. Auf die Frage, was denn so eine schlechte Note gewesen sei, guckt er etwas verlegen nach unten. "Eine Zwei", sagt er mit leiser Stimme.

Für Armins Eltern ist es ganz wichtig, dass ihr Sohn mit der deutschen Kultur aufwächst und nichts übergestülpt bekommt, was ihm nicht gefällt. So musste der Sohn gläubiger Moslems noch nie in eine Moschee. Am katholischen Gottesdienst mit seinen Klassenkameraden hat er aber schon oft teilgenommen. "Deshalb", so erzählt sein Vater, "haben wir ihm auch einen Namen gegeben, mit dem in Deutschland jeder etwas anfangen kann. Das macht es hier sicher einfacher für ihn". Die iranische Kultur habe man mit diesem Namen jedoch nicht abgelegt. Denn Arminius sei ein iranischer Held gewesen, erzählt Vater Mustafa Fatemi.

"Bei der Mathe-Olympiade geht es nicht mehr - wie noch vor 15 Jahren - um einfaches Rechnen. Hier ist Knobeln, logisches Denken und Kombinieren gefragt", erzählt Bernhard Spaniol, Schulleiter am Gymnasium Odenkirchen. "Textaufgaben sind heute Mittelpunkt des Geschehens. Es geht um angewandte, statt Erkenntnis gewinnende Wissenschaft", sagt er.

Armin ist nach gut 90 Minuten mit den Aufgaben fertig - und hat ein gutes Gefühl. "Es war schon schwieriger als beim Stadtwettbewerb, aber ich glaube, ich habe alles hinbekommen." Gerne würde er auch im Bundeswettbewerb antreten. Doch wenn es damit nichts wird, geht für ihn die Welt auch nicht unter. Denn Mathe studieren oder gar Mathelehrer, will er nicht werden. "Ne, Mathe als Beruf, das ist mir ein bisschen zu viel Arbeit." Sein Lieblingsberuf, hat er sich ausgemalt, soll Schauspieler sein.