Wohnärger: Leben in der Miethölle
Weil es Streit über einen Kauf gab, lässt ihr Vermieter Susanne Göbels frieren.
Mönchengladbach. Wenn Susanne Göbels die Schritte ihres Vermieters S. hört, zuckt sie zusammen. "Hans", hat sie ihn früher immer gerne beim Vornamen genannt. Doch heute bekommt sie schon Panik, wenn sie nur von ihm redet. Was die 51-jährige Versicherungsagentin erlebt, ist "Miethölle pur", wie sie sagt.
Laufend dreht ihr Vermieter (69) Susanne Göbels den Strom ab und sperrt ihr den Wasseranschluss. "Sogar eine einstweilige Verfügung des Gerichts habe ich. Darin stehlt, dass er mir Wasser und Strom wieder aufdrehen muss", erzählt Göbels. Doch das tue ihr Vermieter nur sporadisch.
Was jetzt in einem eskalierenden Mietstreit endet, hatte Ende vergangenen Jahres so rosig angefangen. Göbels war Schulhausmeisterin. Angestellt bei der Stadt Mönchengladbach. Weil sie einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses zustimmte, bekam die resolute Blondine eine schöne Abfindung. Rund 40000 Euro. "Dafür wollte ich mir den Traum von einer Eigentumswohnung erfüllen", erzählt Göbels. Bisher hatte sie in der Hausmeisterwohnung auf dem Schulgelände gelebt.
Als sie im Tennisclub von ihren Plänen erzählte, machte Hans ihr ein Angebot. "Du kannst mein kleines Haus kaufen", hatte er mir gesagt, berichtet Göbels. "Denn Hans wollte gerne ins Ausland ziehen und sein Haus verkaufen", erzählt sie. 60000 Euro wurden als Kaufpreis ausgemacht. Plus monatlich 400 Euro, solange S. lebt. Als Rente sozusagen.
Göbels guckte sich das Haus im Bungalow-Stil am Rande einer Schrebergartensiedlung in Giesenkirchen an und war begeistert.
Doch als man sich im Dezember zur endgültigen Unterschrift wieder im feinen Büro des Notars traf, fällt Göbels aus allen Wolken. "Der Notar eröffnete mir, dass das Haus illegal errichtet worden sei und ursprünglich nur ein Schrebergartenhaus war". Mehr noch: Das Haus hat nur Bestandsschutz bis 2010. Dann muss es abgerissen werden. Die Nachricht trifft Göbels wie der Blitz. "Ich hatte Hans doch schon 1000 Euro angezahlt. Auch ich musste inzwischen meine Hausmeisterwohnung verlassen und habe schon 7200 Euro in meinen eigenen Umzug gesteckt", erzählt sie. Hans hatte sie, bis zum Hauskauf, zur Miete einziehen lassen. Er selbst bewohnt ein Zimmer im hinteren Teil des Bungalows.
Davon, dass er ihr den Zwangsabriss verschwiegen hat, will Hans heute nichts mehr wissen. Auch von den 1000 Euro Anzahlung wisse er nichts. Und Göbels? Sie will nur noch weg. Raus aus dem Haus, das sie inzwischen seelisch krank macht.
Ihre Sachen, die sie nach ihrem Umzug in seiner Garage abstellen durfte, liegen teilweise verstreut auf dem Grundstück. Ihre Gartenlaube, die sie fein säuberlich zusammengelegt vom Umzugsunternehmen gebracht bekommen hat, liegt wie Sperrmüll in einer Ecke des Gartens. "Gegen die Kälte habe ich mir schon einen Heizstrahler geliehen. Doch wie soll ich hier ohne Wasser leben", sagt sie und ist am Ende ihrer Kräfte.
Auch die Polizei hat sie schon eingeschaltet - doch die sieht keine Chance ihr zu helfen. Lediglich ein Verfahren wegen Grundstückbetrugs wurde eingeleitet.
Gesetz: "Wer in der Absicht, sich odereinem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, dasVermögen eines anderen dadurch beschädigt, dass er durch Vorspiegelungfalscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsacheneinen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zufünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Der Versuch ist strafbar." Soheiß es im § 230 des Strafgesetzbuchs zum Thema Betrug.
Ermittlungen: Nach diesem Paragraphen hat die Polizei nunErmittlungen gegen den Vermieter von Susanne Göbels eingeleitet. Mehrkönnen man nicht für sie tun, hieß es.