Zahl der Einsätze steigt: Wehr stockt Personal auf

In einem Jahr ist die Zahl der Rettungseinsätze um rund 14 Prozent gestiegen. Deshalb werden nun noch mehr Sanitäter eingestellt.

Zahl der Einsätze steigt: Wehr stockt Personal auf
Foto: Nacke

Wer die Zahl liest, könnte auf ganz andere Gedanken kommen: Weil die Gladbacher Feuerwehr mit der Notfallrettung im vergangenen Jahr rund 1,6 Millionen Euro Überschuss machte, wäre damit eine Deckungslücke im Stadtetat zu schließen. Doch Kämmerer Bernd Kuckels weiß: Gebühren sind zweckgebunden und dürfen nicht dafür genutzt werden, andere Haushaltslöcher zu schließen. Stattdessen wird die Summe nun genutzt, um den Rettungsdienst auszubauen und zusätzliches Personal einzustellen.

Die Mehreinnahmen deuten auf einen anderen Umstand hin, der für Feuerwehrchef Jörg Lampe längst zu einem Problem geworden ist: Die Rettungseinsätze haben so drastisch zugenommen, dass die Notfallsanitäter im Dauereinsatz sind. Und das zehrt nicht nur an der Kraft der Retter, sondern gefährdet auch die Bürger, die zum Notfall werden. Denn wenn Retter und Fahrzeuge durch zeitgleiche Einsätze blockiert sind, verlängern sich die Zeiten, bis die Helfer an Ort und Stelle sind.

„Und das geht gar nicht. Wir wissen zum Beispiel, dass bei einem Schlaganfall die ersten 13 Minuten entscheidend sind. Das heißt für uns als Feuerwehr: In dieser Zeit müssen Notarzt und Notfallsanitäter mit dem Rettungswagen auch beim Kranken sein“, sagt Lampe. Dass das Jahr 2015 nur ein Ausreißer nach oben war und sich alles auf Normalmaß einpendelt, glaubt der Feuerwehrchef nicht: „Auch in den ersten Monaten 2016 setzt sich diese Tendenz fort. Die Menschen werden älter, und im Alter nehmen die Krankheiten zu. Außerdem stellen wir fest, dass sogar junge Menschen, ja sogar Kinder, Schlaganfälle und Herzinfarkte bekommen.“

Knackpunkt für die Feuerwehr-Retter ist die Acht-Minuten-Regel. Lampe beschreibt sie so: „Gehen wir mal von dem Fall aus, dass ein Mann einen Schlaganfall erleidet. Er wird erst nach fünf Minuten von seiner Frau gefunden. Jetzt beginnen die für uns wichtigen acht Minuten. Die Frau alarmiert uns, und es dauert 30 Sekunden, bis Notarzt und Notfallsanitäter mit den Einsatzfahrzeugen raus sind. Dann haben wir noch siebeneinhalb Minuten, um dem Schlaganfall-Patienten innerhalb der 13 Minuten helfen zu können. Diese acht Minuten müssen wir gewährleisten können.“

Lampe hat bereits die entsprechenden Konsequenzen gezogen. Die Gespräche mit den Krankenkassen über einen Ausbau der Notfallrettung laufen zwar noch, aber es gibt bereits positive Signale. Der Umweltausschuss stimmte den Investitionen zu, der Rat wird den fortgeschrittenen Rettungsdienstbedarfsplan vermutlich ebenfalls zustimmen.

Lampe selbst hat das Konzept schon erweitert und setzt in der Wache Holt ein weiteres Fahrzeug ein und verlängert die Einsatzzeiten auf sieben Tage. Dies alles macht weitere Fahrzeuge, einen dritten Notarzt und zwölf zusätzliche Notfallsanitäter notwendig. „Das alles muss schnell umgesetzt werden. Hier geht es um die Gesundheit der Bürger, und die ist für mich nicht verhandelbar“, sagt Lampe. Der Überschuss von 1,6 Millionen Euro wird über diesen Weg auch wieder abgebaut.