Weniger Busverkehr in der City
Die Stadt startet ab dem 10. Juli eine einjährige Testphase, in der deutlich weniger Busse die Fußgängerzone befahren werden. Der Einfluss auf die Fahrtzeiten der einzelnen Linien ist noch unklar.
Die NEW war ursprünglich dagegen. Die Verkehrsgutachter warnten. Interessensvertreter unkten. Der Vorschlag der Masterplaner, jeden Tag deutlich weniger Busse über die Hindenburgstraße zu schicken, schien mausetot. Um so mehr überrascht diese Nachricht: CDU und SPD sorgen dafür, dass nur noch die Hälfte der Busse mitten durch die Fußgängerzone fährt — und das schon in wenigen Wochen. Nur den Berg hoch bleibt alles wie bisher, bergab geht es über die Steinmetzstraße. Ein Jahr lang soll getestet werden, welche Auswirkungen das zum Beispiel auf Kosten, Kundenströme, Fahrtzeiten und Barrierefreiheit hat. Nach jahrelang zermürbenden Diskussionen geht jetzt plötzlich alles ganz schnell: Damit die Änderungen im neuen Fahrplan-Heft auftauchen, gelten sie schon ab dem 10. Juli.
GregorBonin, Planungsdezernent
Eine Auswirkung ist weitgehend unstrittig: Die Fußgängerzone gewinnt durch weniger Busse an Qualität. „Ich halte die Idee für exzellent. Sie eröffnet ganz neue Möglichkeiten für die Stadtplanung“, sagt Planungsdezernent Gregor Bonin. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners hat sich die ganze Zeit über für die Reduzierung des Busverkehrs stark gemacht: „Ich habe den jetzigen Stand immer kritisch gesehen und finde es richtig, das jetzt einmal in dieser Form auszuprobieren“, sagte er gestern.
Und trotzdem ist der Schritt mutig. Oder wie Annette Bonin, planungspolitische Sprecherin der CDU, sagt: „Aus dem Mute der Verzweiflung geboren.“ Denn auf der Steinmetzstraße muss man mit zwei Haltestellen weniger auskommen. Am Museum Abteiberg und auf Kaufhof-Höhe kann man auf der Rückseite der Hindenburgstraße keine Busse halten lassen. Was das für den Gesamtverkehr bedeutet, ist noch unklar. Die Busse sollen von der Steinmetzstraße nicht über das Nadelöhr Bismarckstraße zum Bahnhof fahren, sondern über Steinmetz- und Sittardstraße. Ob das Einfluss auf die Fahrtzeiten der einzelnen Linien hat, ist noch nicht ganz klar.
„Sportlich“, nennt Wolfgang Opdenbusch, Geschäftsführer von NEW Möbus diese Herausforderung. Ob man möglicherweise mehr Fahrzeuge über die Strecke schicken muss, sei noch unklar. Und auch die Kostenfrage ist vorerst ungeklärt. Ob und wie viel Geld die Stadt an das Land zurückzahlen muss, das die Bushaltestellen gefördert hatte, ist noch unbekannt. Ein Gutachten hatte vor weniger Fahrgästen gewarnt, was weitere Kosten bedeuten würde.
Dass all die Probleme nicht zu lösen sind, wollten CDU und SPD nicht länger gelten lassen. „Bei Stadtfesten und Demonstrationen, wenn Busse nicht über die Hindenburgstraße fahren können, funktioniert es erwiesenermaßen auch“, sagt Annette Bonin. Und ihr SPD-Kollege Thomas Fegers ergänzt, gerade, um die ganzen Fragen seriös beantworten zu können, sei der Testbetrieb nötig. „Zahlen, Daten, Fakten sind das eine. Aber wie groß der Gewinn ist, wie es sich anfühlt mit weniger Bussen in der Fußgängerzone — das müssen wir ausprobieren.“
Im Sommer 2017 sollen dann die Erkenntnisse — auch mit Hilfe eines Gutachters, der das Testjahr begleitet — ausgewertet werden. Danach wird die Frage, wie Busse über die Hindenburgstraße fahren, endgültig beantwortet und entschieden. Oberbürgermeister Reiners ist sicher, dass die Testphase dazu aussagekräftige Ergebnisse beisteuern wird.