Antisemitismus Nach Angriff auf jüdischen Professor - Ermittlungen gegen vier Polizisten
Einer der Polizisten, die im Bonner Hofgarten einen israelischen Professor geschlagen hatte, ist in eine andere Dienststelle versetzt worden.
Düsseldorf. Der Polizeibeamte, der vergangene Woche Mittwoch im Bonner Hofgarten irrtümlicherweise einen israelischen Professor geschlagen hatte, ist in eine andere Dienststelle versetzt worden. Das bestätigte ein Sprecher der Bonner Polizei. Insgesamt werde gegen vier Beamte unter anderem wegen des Verdachts auf Körperverletzung im Amt ermittelt. Sie werden sich zusätzlich noch einem behördeninternen Disziplinarverfahren stellen müssen.
Professor Jitzchak Jochanan Melamed (50), der zurzeit an der US-amerikanischen Universität Baltimore arbeitet, war in der vergangenen Woche für einen Vortrag nach Bonn gekommen und dort im Hofgarten von einem Deutschen mit palästinensischen Wurzeln angegriffen und beleidigt worden. Die zur Hilfe gerufene Polizei verwechselte dann zunächst das Opfer der antisemitischen Attacke mit dem 20-jährigen Täter, fesselte den Professor und schlug ihm mehrfach ins Gesicht. Erst nachdem das Missverständnis aufgeklärt war, wurde der eigentliche Täter festgenommen.
Die Ermittlungen gegen die eingesetzten Polizisten haben aus Neutralitätsgründen Beamte des Polizeipräsidiums Köln übernommen. Sie werden auch die widersprüchlichen Schilderungen des Vorfalls zu klären haben. Während die beteiligten Polizeibeamten erklärt haben, der Professor habe auf Zurufe nicht reagiert und sich später gewehrt, hat Melamed der Darstellung der Polizei vehement widersprochen. Er sei „zu 500 Prozent passiv“ gewesen. Später sei lange versucht worden, ihn von einer Beschwerde abzuhalten.
Derweil ist es am Wochenende in Düsseldorf mutmaßlich zu einer weiteren antisemitischen Straftat gekommen. Wie die Polizei gestern mitteilte, war ein 17-jähriger Jugendlicher nach eigener Aussage in der Nacht zum Samstag mit Kippa auf dem Kopf und der israelischen Flagge als Anstecker in der Altstadt unterwegs und wurde dabei von einer etwa zehnköpfigen Gruppe junger Männer beleidigt und angerempelt. Jetzt werden vom Staatsschutz Zeugen gesucht (Telefon 0211/8700), und die Videoüberwachung in der Altstadt wird ausgewertet.