Gastronomie in Düsseldorf Das Harry’s wertet die Eckkneipe auf

Düsseldorf · Haris Pandza will der ehemaligen Eulerstube neues Leben einhauchen – erst mal nur von Donnerstag bis Samstag.

Carina Dautaj und Haris Pandza wollen im Harry’s auch eine Halloween- und eine Silversterparty feiern.

Foto: Marc Ingel

Die Eulerstube hat in Derendorf Legendenstatus. Mehr als 40 Jahre standen in der späteren „Euler 3“ Anni und Gert Steege auf nur knapp 35 Quadratmetern in der Kneipe hinter dem Tresen. Nach dem Rückzug des Paares hieß der Laden dann Vixen, bis der Pächter plötzlich verstarb – und die Gaststätte rund ein halbes Jahr leer stand.

An dieser Stelle kommt Haris Pandza ins Spiel. 1995 kam er mit seiner Mutter als Kriegsflüchtling aus Sarajevo nach Düsseldorf, ein Lehramtsstudium musste er abbrechen, da es kein Bafög gab (lange Geschichte), er musste also Geld verdienen. „Da bin ich mehr so aus Versehen ins Kiosk-Geschäft eingestiegen“, sagt Haris. Überall, wo in Derendorf und Golzheim das Label „Markthalle“ über dem Büdchen prangt – immerhin an vier Standorten – da haben Haris und sein Kompagnon Predrag Krco ihre Hände mit im Spiel.

Das im Einzelnen aufzudröseln, würde an dieser Stelle zu weit führen und tut ja hier auch nicht wirklich zur Sache. Jedenfalls hat er jetzt die „Lotto-Bude“ an der Ecke Euler- und Münsterstraße, ebenfalls eine „Markthalle“. Das Geschäft leitet montags bis donnerstags Carina Dautaj, denn Haris hat noch einen anderen Job: Als sich in dem nicht minder kultigen Münstergrill quer gegenüber das griechische Pächterpaar zur Ruhe setzte, übernahmen Haris und sein Kumpel Stefanos Karagiannis den Betrieb. Letzterer hat immerhin in einem Sterne-Restaurant in Frankreich gelernt, während Haris mit der Zubereitung von Speisen bislang nichts am Hut hatte, „aber Stefanos meint, ich würde mich nicht ganz so dumm anstellen“, erzählt der 41-Jährige. Sogar bei Chefs in Town hat der Münstergrill unlängst mitgemacht.

Haris hat also eigentlich genug zu tun. Aber eines Tages im August – und jetzt kommen wir endlich zur Kneipe – traf er vor der „Euler“ (ein letztes Mal nennen wir sie hier so), den Besitzer der Immobilie, der ihm erzählte, er sei noch auf der Suche nach einem Nachmieter. „Na ja, eine Kneipe wollte ich immer schon haben, und Carina war auch sofort begeistert“, sagt Haris. Und da keinerlei Ansprüche mehr offen waren, kein Abstand zu leisten war, „hab’ ich es halt gemacht“.

Seit vier Wochen hat das Harry’s, so der neue Name, nun geöffnet, vorerst allerdings nur von Donnerstag bis Samstag ab 18.30 Uhr. Dann schmeißt Carina den Laden, die zumindest an dem Donnerstag in Lotto-Laden und Kneipe Doppelschicht schieben muss, während Haris den Fokus weiterhin auf den Münstergrill legt – aber zumindest am Wochenende dazustößt, „wenn ich nicht gerade die Kinder habe“, berichtet der geschiedene Familienvater. Ist das nicht alles etwas zu viel? „Wer selbstständig ist, kennt nur 70-Stunden-Wochen“, wiegelt der Neu-Gastronom ab. Und: „Das finanzielle Risiko ist überschaubar, wir haben ja beide jeweils ein anderes Standbein.“

Ein bisschen was hat Haris im Laden verändert, alles wirkt mit Lichtband und neuen Lampen – Himmelblau und Gold – etwas edler, denn ihm schwebt eine Mischung aus Bier- und Cocktailbar vor. Das tschechische Staropramen-Bier hat jedenfalls schon eine Fangemeinde gefunden. Auf der Cocktailkarte finden sich gewagte Kreationen wie Harry’s Sun (Rum, weiße Schokolade, Maracuja, Zitronensaft) oder Pornstar Martini (Wodka, Passoa, Vanillesirup, Maracuja, Zitronensaft) für 7,50 Euro. Die Auswahl bei Wodka, Whiskey und Gin ist groß. Blickfang ist eine Popcorn-Maschine am Eingang. „Wir wollen ein neues, jüngeres Publikum anlocken, ohne die Stammgäste von früher zu vergraulen“, definiert Haris seinen beabsichtigten Spagat.

Eine Ausweitung der Öffnungszeiten strebt er nur bedingt an, denkt eher daran, die Gaststätte an den anderen Tagen für geschlossene Gesellschaften zur Verfügung zu stellen. „Es bringt mir nichts, von Sonntag bis Mittwoch zu öffnen, wenn eh kaum einer kommt, fünf Leute zwei Bier trinken, ich aber eine Angestellte voll bezahlen muss“, sagt der Geschäftsmann. Und noch mehr arbeiten können Haris und Carina ja nun wirklich nicht.