Wetterkapriolen NRW droht eine Mückenplage
Sommer? Was für ein Sommer? Nach dem Regen und der schwülen Hitze haben viele Menschen in NRW vom Sommer schon die Nase voll. Gewinner der Wetterkapriolen dürften ausgerechnet die Mücken sein. Denn für eine Mückenplage sind Nässe und Wärme die optimalen Voraussetzungen.
Köln. In Nordrhein-Westfalen könnte es wegen der vielen warmen und nassen Tage in diesem Sommer noch eine richtige Mückenplage geben. „Jetzt haben Mücken die besten Voraussetzungen, um sich zu vermehren“, sagte Heinz Mehlhorn, Professor für Zoologie an der Universität Düsseldorf. Und auch Doreen Walther, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im brandenburgischen Müncheberg, ist überzeugt: „Die Mücken schreien hurra.“
In den vergangenen Wochen hat es zum Teil enorm stark geregnet. An vielen Orten verzeichnete der Deutsche Wetterdienst mehr als 30 Liter Niederschlag in 24 Stunden. Wasserlachen sind aber beste Voraussetzungen für den Mückenbestand. Die Insekten legen ihre Eier in warmen, stehenden Gewässern ab, sagt Mehlhorn. „Zum Beispiel in meinem Gartenteich. Da gibt es auch keine Fische, die die Mückenlarven fressen könnten.“ Ein Ende der Mückensaison sei noch nicht in Sicht: „Solange es warm ist, schlüpfen auch wieder neue Tiere“, sagt er.
Ähnliche Folgen könnte der bisherige Sommer auch für weitere Regionen von Deutschland haben. Vor allem Überschwemmungsgebiete wie der Harz bieten Mückenweibchen nun viele Gelegenheiten, um ihre Eier abzulegen.
Für Menschen kann diese hohe Mückenpopulation schnell unangenehm werden. Denn mit der Zahl der Insekten wächst auch die Zahl der Stiche. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) warnt vor den feuchten Brutstätten: „Man sollte vermeiden, offenes Wasser, etwa in Regentonnen, in der Nähe der Wohnung zu haben.“ Schwer umgehen lässt sich das für Menschen, die in der Nähe von natürlichen Gewässern, wie etwa den Rheinauen, leben. „Da hilft dann auch keine Chemie mehr,“ sagte eine LANUV-Sprecherin.
Wie lange die Mücken dieses Jahr noch aktiv sind, lässt sich laut Forscher Mehlhorn noch nicht vorhersagen. „Solange es warm ist, schlüpfen auch wieder neue Tiere. Daher haben wärmere Länder wie Frankreich auch das ganze Jahr über mit Mücken zu kämpfen.“
Ein Großteil der deutschen Mückenpopulation hält sich von Menschen allerdings in der Regel fern. Nur 3 der 28 Mückenfamilien stechen zu: die Kriebelmücken, die Gnitzen und die Stechmücken. Und nur die Weibchen benötigen menschliches Blut, um ihre Eier legen zu können. Die Stiche jucken, weil Mücken mit Stoffen aus ihrem Speichel unter anderem die Blutgerinnung verhindern. Darauf regiert das menschliche Immunsystem - je exotischer die Mückenart in Deutschland ist, desto heftiger. Krankheiten haben Mücken in Deutschland bisher aber nicht übertragen.
Mücken leben in der Regel nur wenige Wochen. Sie haben eine wichtige Funktion im Ökosystem und sind zum Beispiel Futter für Spinnen, Fische, Amphibien, Libellen, Fledermäuse und Vögel. dpa