Velbert/Wuppertal Räuber (29) schnitt sich mit eigenem Tatmesser fast einen Finger ab

Velbert/Wuppertal. · Der Überfall auf eine Velberter Tankstelle im August wird jetzt vor dem Landgericht verhandelt.

Der Prozess läuft am Wuppertaler Landgericht.

Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Der Tankstellenüberfall in der Velberter Innenstadt hatte entsetzt, die Folgen waren schwer: Im August 2019 kam es in einem Nebenraum des Geschäfts zum Kampf mit blankem Messer. Der Kassierer musste später mit Verletzungen ins Krankenhaus. Der Angreifer schnitt sich beinahe selbst einen Finger ab. Mutmaßlich griff er an die Klinge der Waffe, die der Überfallene ihm abgerungen hatte. Seit Montag muss sich ein 29 Jahre alter Arbeiter aus Duisburg für die Tat verantworten.Den Überfall gab er zu. Den Richtern sagte er: „Ich möchte mich entschuldigen. Ich habe nur an das Geld gedacht. Ich wollte niemanden verletzen.“

Videos aus den Sicherheitskameras der Tankstelle belegen, dass der 29-Jährige schon einen Tag vor der Tat vom 12. August 2019 dort war. Er trank Kaffee und wartete scheinbar ziellos, als kümmerte er sich nicht darum, gesehen zu werden. Einem Mitarbeiter soll er sogar beim Kistentragen geholfen haben. Er sei freundlich gewesen. Im Prozess erklärte der Angeklagte, er habe sich den Raub schon für diesen Abend vorgenommen gehabt. Aus Angst habe er da aber doch noch nichts gemacht.

Am Tatabend schließlich saß der Mann zunächst erneut über eine Stunde im Bistro-Bereich. Mit dabei: ein spitzes und rasierklingenscharfes Klappmesser und eine Baumwolltasche. Unvermittelt holte er beides hervor. Mit zwei Schritten trat er hinter der Verkaufstheke. Der 27 Jahre alte Kassierer berichtete im Zeugenstand: „Er kam wie aus dem Nichts. Plötzlich stand er da und sagte: ‚Geld her, oder ich stech‘ Dich ab‘.“ Der Überfallene hob sichtlich zitternd die Hände, nahm die Tasche an und ging zur Kasse. Er packte sämtliche Geldscheine ein und übergab die Beute dem Angreifer. Nur 50 Sekunden dauerte dieser Teil des Geschehens.

Dann allerdings soll der Angeklagte weiteres Geld gefordert haben, aus dem Tresor der Tankstelle. Er habe den Kassierer genötigt, mit ihm in einen Nebenraum zu gehen. Dessen Aussage zufolge eskalierte dort die Lage, als der Angreifer zusätzlich sein Handy verlangte. Videobilder von dort gibt es nicht. Der Kassierer sagt, er habe sich wohl aus Angst zur Gegenwehr hinreißen lassen. Der Ältere und einen Kopf größere Angeklagte sei ihm kurz unaufmerksam erschienen. Ja, sagt der Kassierer: Er fürchtete um sein Leben. Nach übereinstimmender Schilderung entstand ein Gerangel um das Messer. Am Ende flüchtete der Angeklagte schwer verletzt. Der Kassierer berichtete: „Ich habe aus Leibeskräften um Hilfe gerufen. Schließlich kamen ganz viele Leute, dann auch Polizei und Sanitäter.“

Eine Fahndung nach dem Angreifer lief zunächst ins Leere. Der Angeklagte ließ sich in einer Klinik außerhalb unerkannt notoperieren. Zwei Tage später stellte er sich in Duisburg der Polizei. Die suchte da bereits landesweit nach ihm. Der Kassierer sagte aus, er sei eine Woche krank gewesen. lassen. Inzwischen arbeite er weiter am selben Arbeitsplatz. Es gehe schon wieder und einen Psychologen habe er nur anfangs einige Male besucht. Eine persönliche Entschuldigung des Angeklagten wolle er lieber nicht hören. Der 27-Jährige hatte sich von einem nahen Angehörigen ins Gericht begleiten lassen.

Das Gericht will Freitag, 15. November, weiter verhandeln. Das Urteil wollen die Richter voraussichtlich am selben Tag verkünden.