74 Flüchtlinge sind in diesem Jahr nach Kaarst gekommen

In den vergangenen Monaten war niemand aus Syrien unter den Ankömmlingen, dafür kamen Flüchtlinge vor allem aus Serbien.

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Kaarst. Die Flüchtlinge strömen auch nach Kaarst. 74 Menschen wurden in diesem Jahr aufgenommen — so viel wie in den vergangenen drei Jahren zusammen. Auf der anderen Seite steigt die Zahl der Kaarster Bürger, die bereit ist, sich ehrenamtlich um die Fremden zu kümmern.

„Wir betreuen zurzeit 138 Flüchtlinge aus 27 Staaten“, teilte der zuständige Sachbearbeiter im Kaarster Rathaus, Frank Schnitker, jetzt im Sozialausschuss mit. Das Erstaunliche: Aus Syrien kam in den letzten Monaten nicht eine einzige Person. 21 Flüchtlinge reisten aus Serbien an, 14 aus Mazedonien. „Jetzt kam noch eine neunköpfige Familie aus Bosnien-Herzegowina“, gab Schnitker zu verstehen. Die übrigen Flüchtlinge stammten zuletzt aus Ländern wie Russland, Armenien, Nigeria und Weißrussland.

Viele von ihnen werden kaum Chancen haben, als Asylbewerber anerkannt zu werden, teilt die Stadt mit. Gleichwohl werden sie für längere Zeit bei der Stadt in Kost und Logis sein: „Das Verfahren kann bis zu zwei Jahren dauern. Das liegt auch daran, dass entsprechende Entscheider derzeit erst ausgebildet werden“, sagte Sozialdezernent Sebastian Semmler. Außerdem habe eine Ablehnung des Asylantrags nicht automatisch eine zeitnahe Ausreise zur Folge.

Was der Stadt Sorge bereitet, ist die Wohnungssituation: „Wir haben mehrere Flüchtlingsfamilien mit sechs Kindern“, sagte Schnitker. „Da sind die meisten Wohnungen zu klein und Häuser zu teuer.“ Semmler legt Wert auf eine möglichst dezentrale Unterbringung. Die Stadt hat neben den Unterkünften Rotdornstraße, Bäumchensweg und Ludwig-Erhard-Straße zusätzlich 15 private Wohnungen angemietet — eine Zahl, die noch steigen dürfte.

Lars Christoph (CDU) lobte: „Die Stadt arbeitet zielorientiert an diesem Thema.“ Aber nicht nur die Stadt: Pfarrer Martin Pilz erinnerte daran, dass 1982 der Ökumenische Arbeitskreis Asyl gegründet wurde. Bei der evangelischen Kirche kümmert sich Ute Walter in Teilzeit um die Flüchtlinge. Sie wird von einer wachsenden Zahl von Ehrenamtlern unterstützt. Trotzdem hat sie alle Hände voll zu tun: „Frau Walter betreut nicht nur die Neuankömmlinge, sondern kümmert sich auch um Flüchtlinge, die schon lange in Kaarst leben und die nur noch gelegentlich Hilfe benötigen.“

Ehrenamtler übernehmen unter anderem Behördengänge und begleiten die Flüchtlinge zu Ärzten. Und sie leisten Hilfen zur Alltagsbewältigung in einer für die Flüchtlinge fremden Umgebung. „Außerdem sind sie eine Brücke zwischen der Schule und den Flüchtlingseltern“, erklärte Pilz. Claudia Koeppe (Die Grünen) ließ im Sozialausschuss Ute Walter ausrichten: „Sie soll sich nicht scheuen, sich an die Fraktionen zu wenden und zu sagen, woran es mangelt.“