Schulen in Dormagen Wenn Schüler mit Stühlen werfen

Dormagen · In NRW hat laut einer Umfrage des Philologenverbands fast jede zweite Lehrkraft in den vergangenen Jahren Anfeindungen oder Gewalt erfahren. Wo das bei den Schulen in Dormagen zutrifft und wo nicht.

 Fast jede zweite Lehrkraft in Nordrhein-Westfalen hat einer Umfrage zufolge bereits eine Gewalterfahrung gemacht.

Fast jede zweite Lehrkraft in Nordrhein-Westfalen hat einer Umfrage zufolge bereits eine Gewalterfahrung gemacht.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Rau ist der Ton an manchen Schulen in Dormagen. An der Realschule Hackenbroich kam es in der Vergangenheit zu Gewaltandrohungen und verbaler Gewalt von Schülern ausgehend gegenüber Lehrkräften. „In einem Fall kam es sogar zu einer Amokdrohung und der Androhung von konkreter Gewalt von einem Schüler gegenüber einer Lehrkraft“, sagt Schulleiter Alois Moritz. Und erinnert sich weiter: „Ich kann mich an einen Schüler erinnern, der einen Stuhl geworfen hat.“

Aus seiner Sicht seien dies aber Einzelfälle. „Ich habe den Eindruck, dass wir sonst keine Probleme mit Gewalt gegenüber Lehrkräften haben“, sagt Moritz. Es hätte aber durchaus Fälle bei den Schülern untereinander gegeben. „Wir hatten zwei Schüler, die öfter mal in Prügeleien verwickelt waren“, sagt der Schulleiter. Ansonsten werde an der Realschule Hackenbroich versucht, präventiv gegen Gewalt vorzugehen. „Wir reagieren da sehr deutlich. Die Kinder bekommen beispielsweise eine Bemerkung im Zeugnis, aber wir wenden, wenn nötig, auch Ordnungs- und erzieherische Maßnahmen an“, erklärt Moritz. Erzieherische Einwirkungen sollen die Schüler zu einer Änderung ihres Verhaltens durch verbindliche Anordnungen bringen. Eine Ordnungsmaßnahme greift jedoch in die Rechte der Schüler ein.

Am Norbert-Gymnasium in Knechtsteden sei Gewalt gegenüber Lehrkräften eher ein seltenes Phänomen, jedoch komme es zu verbaler Gewalt unter den Schülern, die an manchen Stellen auch teilweise in Mobbing ausarte. Um das zu vermeiden, gibt es Gewaltpräventionsprogramme in Kooperation mit außerschulischen Partnern. „Wir wollen die Schüler damit entwicklungsmäßig weiterbringen“, sagt Schulleiter Johannes Gillrath. Zudem würden Erziehungsmaßnahmen in Konferenzen der Eltern- und Schülervertretung regelmäßig besprochen werden. Die zwei zuständigen Lehrer, Klassen- und Schulleitung würden sich auf der Grundlage des erzbischöflichen Schulgesetzes regelmäßig dazu beraten. „Wenn alle unsere Maßnahmen nicht weiterhelfen, verweisen wir an einen unserer Kooperationspartner, zum Beispiel Caritas“, sagt Gillrath. Es werde aber alles daran gesetzt, das zu vermeiden, indem regelmäßige Workshops abgehalten werden. „Wir haben in der 5. Klasse ein Programm namens ‚Gemeinsam Klasse‘, das die Klassengemeinschaft stärken soll“, erklärt Beratungslehrerin Katrin Braunisch. In der siebten Klasse gäbe es zudem einen Workshop zu Cybermobbing in Zusammenarbeit mit der Polizei in Neuss.

Auch an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule gäbe es eine Mobbingprävention. „Diese Woche haben wir eine Projektwoche zu Mobbing“, sagt der didaktische Leiter Axel Frieling. Ansonsten würde es auch teilweise zu aggressivem Verhalten der Schüler im Unterricht kommen. „Ab und zu kommt es auch zu verbalen Übergriffigkeiten gegenüber Lehrkräften“, sagt Frieling. Die Schüler seien teilweise gefrustet oder gereizt.

Anders sieht das an der Rachel Carson Schule aus. „Gewalt gegen Lehrkräfte gibt es an unserer Schule nicht“, erklärt Schulleiterin Bettina Mazurek. In den letzten sieben bis acht Jahren sei hier eng mit den Schülern zusammengearbeitet worden. „Wir geben klare Ansagen und wenn ein Schüler sich daneben benimmt, kommt er in den ‚Time-Out-Raum’“, sagt Mazurek. Dort spricht ein Sozialarbeiter mit den Schülern und schaut, wieso es zu einer bestimmten Situation kam. Zudem gibt es das Schulfach ‚Soziales Lernen‘, wo die Schüler ihr Verhalten miteinander und zu den Lehrkräften trainieren, aber auch Zeit haben sich zu reflektieren.

Auch am Leibniz-Gymnasium in Dormagen lege man einen hohen Wert auf eine gute Atmosphäre. „Wenn Konflikte auftreten, wird versucht, sie dort zu lösen, wo sie aufkommen“, sagt Schulleiter Andreas Glahn. So solle ein Problem zwischen Schüler und Lehrer möglichst untereinander gelöst werden. Wenn das nicht funktioniere, gäbe es ein Konfliktmanagement, das das Problem an die jeweilige höhere Ebene heranträgt, bis hin zum Schulleiter.