Obstsortenanbau in Dormagen Volle Blüte im April lässt auf eine reiche Ernte hoffen

Knechtsteden · Knechtsteden ist nicht nur ein beschaulicher Ort, sondern auch Heimat vieler besonderer und vor allem alter Obstsorten.

Bei einem Spaziergang mit Thomas Braun lernten die Besucher den Obstsortengarten am Kloster kennen.

Foto: Melanie Zanin/Melanie Zanin(MZ)

Beate Pricken freute sich, dass trotz des launischen Aprils so viele Besucher gekommen waren. Landschaftsökologe Thomas Braun gab Interessierten einen Rundgang durch den Obstgarten des Klostergeländes Knechtsteden. Die Vorsitzende des Kreisheimatvereins und der obstkundige Mitarbeiter der Biologischen Station vor Ort vereint ihr Faible für Obst.

Bei Äpfel und Birnen
waren die Mönche wählerisch

Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen und Pfirsiche – der Rundgang durch das Klostergelände zeigte die verschiedensten Obstsorten. Außerdem gab Braun einen Einblick in die Geschichte des Klosters. Klösterliche Zucht und Vermehrung, Vermarktung und Obstkonsum haben an dieser Stelle eine lange Tradition. Äpfel und Birnen machten das Ernährungsspektrum breiter, und dabei waren die Mönche wählerisch. Sie achteten auf den Geschmack und das Aussehen des Obstes, außerdem sollten die Äpfel, vielseitig verarbeitbar und gut lagerfähig sein.

„Diese Streuobstanlagen sind ein wertvoller Bestandteil unserer Kulturlandschaft“, erzählte Thomas Braun. Nicht zuletzt dienten sie als Unterschlupf und Nahrungsquelle für Säugetiere, Vögel und Insekten, was wichtig für den Artenschutz war. Vor 30 Jahren wurden auf der großen Obstkoppel am Restaurant „Klosterhof“ 225 Bäume gepflanzt, von denen heute noch 200 vorhanden sind. 80 verschiedene Sorten fanden hier ihren Standort und stehen derzeit größtenteils in voller Blüte. Die meisten davon sind Apfelbäume.

130 verschiedene Obstsorten gedeihen auf den Wiesen des Klosters Knechtsteden.

Foto: Melanie Zanin/Melanie Zanin(MZ)

Auf rheinische Obstraritäten wurde in der Geschichte besonderer Wert gelegt. Die Früchte überraschen mit originellen Bezeichnungen. „Rheinische Schafsnase“, „Rote Sternrenette“, „Kaiserbirne mit Eichenlaub“ „Peter Broich“ alias „Kaiser Wilhelm“ sind nur einige der Beispiele der Obstsorten.

Die Einzigartigkeit des Apfels liegt in seinem Geschmack, mal süß, mal säuerlich, in seiner Haltbarkeit, auch in seinem pflegeleichten Anbau und nicht zuletzt in seiner Eignung zur Herstellung von Most oder gar Apfelbrand. Dicke, gesunde Äpfel liefert die Sorte „Schöner vom Oberland“. Der „Klarapfel“ ist bereits im Juni reif, während andere Früchte erst im Frühjahr und nach langer Lagerung verzehrbereit sind.

Mit „Vereinsdechant“ erzählte Thomas Braun auch etwas über die Birnen. Sie „galten einst als die edelsten Birnen überhaupt.“ Das war Grund genug für die Biologische Station, ihr auf der Obstkoppel einen prominenten Platz zuzuweisen.

Viele dieser regionaltypischen Obstsorten konnten verstreut aufgefunden werden, unter anderem, um sie durch Baumschulen oder die Biologische Station zu vermarkten. Ihre genetische Ressource ist damit gerettet und steht jedem privaten Obstgartenbesitzer zur Verfügung. Insgesamt gibt es in Knechtsteden etwa 130 verschiedene Sorten.

Auch 15 Walnusssorten zählen zu der Obst-Gesellschaft

Damit allein ist Knechtsteden bereits eine Adresse im bundesweiten Obst-Netzwerk. Alte Sorten beweisen sich neuerdings wieder als lebendig und bereichern die Obstschüsseln erheblich. Selbst der Hobbygärtner beherrscht deren Anbau und Pflege, zumal er von den Verkaufsstellen mit besten Informationen und Hilfestellungen versorgt wird. Zusätzlich reihen sich 15 Walnusssorten in die Obst-Gesellschaft ein.

„Äpfel und Birnen brauchen guten Boden“, erzählte Braun über die Pflege, „und natürlich ausreichend Wasser.“ Beides ist auf der leichten Anhöhe des Klosters zu finden. Auf reinem Sandboden sei aber jede Mühe vergeblich, wie Versuche an Ort und Stelle beweisen. Man überlässt die Bäume weitgehend sich selbst und schneidet nur zurückhaltend. Bioanbau hat hier das Regiment, und so wird auf chemische Mittel verzichtet.

Berühmte Obstzüchter und gelungene schmackhafte Sorten sind mit dem Kloster eng verbunden. Zu nennen ist dabei vor allem die Goldrenette Freiherr von Berlepsch, Vikar Schumacher, Konrad Henzen und Diedrich Uhlhorn.