Erinnerungsstätte in Dormagen Bunker wird zur Mahn- und Gedenkstätte
Dormagen. · Zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs soll der Bunker eröffnet werden.
Die oberirdischen Arbeiten sind schon wieder „geglättet“, die Schächte für die Versorgungskabel zur Erinnerungsstätte im Bunker auf dem Raphaelshausgelände schon wieder zugeschüttet. „Es geht gut voran“, sagt Raphaelshausdirektor Marco Gillrath Anfang Januar erfreut. Denn bis zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai soll der Bunker als Mahn- und Gedenkstätte fertig sein, so dass er an diesem historischen Datum eröffnet werden und ein Zeichen setzen kann für Tolerenz und gegen Gewalt.
Es sollen Schulklassen, Vereine und andere Besucher nach Anmeldung den Bunker erkunden dürfen: „Dafür wird einer der Schutzräume mit Bildschirmen ausgestattet, so dass über Powerpoint auch vorbereitete Fotos und Präsentationen dargestellt werden können“, erklärt Gillrath. Im ersten Raum sollen Filmvorführungen auf neuen Bänken angeboten werden, die den Original-Bunkerbänken gleichen.
Gasmasken
veranschaulichen Weltkriegs-Zeit
Im zweiten Raum geht es um das Raphaelshaus im Zweiten Weltkrieg. Im dritten Raum zeigt eine Wanderausstellung, wo Kinder heute unter Krieg leiden. Im vierten Raum sollen Objekte wie Gasmasken die Weltkriegs-Zeit veranschaulichen. Ein Notdurfteimer und eine Luftschutz-Anweisung wurden auf den Aufruf hin bereits abgegeben, weitere Original-Utensilien der 1940-er Jahre werden gesucht: Luftschutzapotheke, Kübelspritze, Bergungswerkzeug, Waschtisch und Bunker-Ofen.
Nachdem Landes-Heimatministerin Ina Scharrenbach am 10. Dezember 2019 den Förderbescheid des Landes-Heimatfonds über 91 504,35 Euro für das Projekt, mit dem „Geschichte erfahrbar und gleichzeitig in Beziehung zur heutigen Zeit gesetzt wird“, im Raphaelshaus übergeben hatte, konnte Marco Gillrath mit seinen Mitarbeitern an die Umsetzung des Projektes gehen, das insgesamt knapp 101 700 Euro kosten wird. Nun werden drei Bereiche parallel vorangetrieben: die handwerklichen Arbeiten, das medientechnische Layout und der Inhalt der Präsentationen.
„Wir haben nun die Strom- und Glasfaser-Versorgung in den Bunker legen lassen“, erläutert Gillrath die ersten oberirdisch sichtbaren Maßnahmen. Noch ist nicht geklärt, wie genau die Stromleitungen im Bunker verlegt werden sollen. „Da sind wir im Spannungsfeld, es einerseits möglichst originalgetreu, andererseits aber auch funktionabel und ansprechend für eine erlebbare Geschichtserfahrung gestalten zu wollen“, weist der Direktor auf die Balance hin, die gefunden werden soll.
Die Bunker-Räume werden noch geweißt. Auch beleuchtete Notausgangsschilder, Notstrom, Luftzufuhr, Feuerlöscher und andere Brandschutzauflagen stehen auf der Liste, die das Raphaelshaus abarbeiten muss, bevor die Erinnerungsstätte eingerichtet werden kann. Dazu werden bereits die Texte für die Ausstellungen erarbeitet, wobei der Lehrer Sascha Bragard von der Raphaelschule tief in die Recherche und Interviews mit Zeitzeugen eingestiegen ist. Unterstützt wird er dabei von Jörn Esposito und Stefan Rosellen vom Verein „Luftschutzbunker im Rhein-Kreis Neuss“. „Wir freuen uns sehr, dass der Verein uns bei unserem Projekt zur Seite steht“, sagt Gillrath: „Es ist hoch spannend, was wir da über die Geschichte von Dormagen herausfinden.“ Auch mit „Das Druckhaus“ aus Korschenbroich laufen Gespräche, wie das Layout der Texte aussehen könnte: „Sie werden auch gebogene Tafeln mit austauschbaren Inhalten herstellen, so dass wir immer wieder auf aktuelle Kriegserfahrungen eingehen können“, so Gillrath. Wichtig ist aber auch, dass sowohl Jugendliche, an die sich das Projekt in erster Linie richtet, aber auch Erwachsene Informationen erhalten, die sie dazu animieren, sich weiter mit dem Thema auseinander zu setzen.