Neuer Träger für Seniorenstift St. Josef in Gustorf gesucht Kehrtwende: Schließung ist vom Tisch

Gustorf. · Statt um die Schließung des Seniorenstifts geht es nun wieder in die Trägerverhandlung.

„Hier ist mein Zuhause, hier will ich sein“ – mit Sprüchen wie diesen demonstrieren auch die Bewohner für den Erhalt des Seniorenstifts St. Josef.

Foto: Dieter Staniek

Die Nachricht hat Entsetzen im Ort ausgelöst – und das ist offenbar bei den handelnden Personen angekommen. Nach den emotional verlaufenen Versammlungen für Bewohner, Angehörige und Personal gibt es eine Kehrtwende. Es sollen erneute Übernahme-Verhandlungen mit in Frage kommenden Trägern geführt werden. Dafür haben sich Pfarrer Meik Schirpenbach und Heimleiter André Rasch noch am Mittwochabend eingesetzt. „Intensiv unterstützt“ werde dieses Anliegen von Vertretern des Erzbistums Köln und des örtlichen Kirchenvorstandes, heißt es.

Der für die Schließung angesetzte Termin am 30. Juni 2020 ist damit erst einmal vom Tisch. Eine erneute Frist wurde nicht gesetzt. „Wir werden jetzt in Verhandlungen mit möglichen Trägern treten – dazu zählen auch solche, mit denen bereits gesprochen wurde“, sagt Meik Schirpenbach. Sein Ziel: „Ich möchte das Haus retten – es ist eines der großartigsten Altenheime, die ich kenne.“ Ein Weiterbetrieb an der Dunantstraße sei künftig aber nicht möglich, das Haus sei „baulich marode“, betont der Leitende Pfarrer. Heißt: Werde ein Träger gefunden, müsse er ein neues Zentrum bauen – auf einem Grundstück an der unteren Kirchstraße, das der Pfarre gehört. „Das ist die einzige Lösung.“

Die Kirchengemeinde sei bereit, alles für die Rettung des beliebten Seniorenstifts zu tun, betont Meik Schirpenbach. Selbst der Verkauf des eigenen, im Schatten des Erftdoms liegenden Pfarrheims werde dafür in Betracht gezogen – „das muss aber im Ort auf breiter Ebene diskutiert werden“, unterstreicht der Leitende Pfarrer.

Das Beispiel St. Josef habe gezeigt, dass die Leitung des Vermögens einer Kirchengemeinde durch gewählte Gremien „in vielen Orten an seine absoluten Grenzen stößt, ja teilweise unverantwortlich ist“, sagt Schirpenbach. Unverantwortlich sei aber auch, dass im Gustorfer Kirchenvorstand „kompetente Leute sind, die sich in dieser Sache völlig raushalten“, kritisiert der Leitende Pfarrer. Die Nachricht von der beabsichtigten Aufgabe des Altenheims war am Mittwoch nur von einem Teil des Gremiums überbracht worden.

Das Gerücht von einer Schließung des Seniorenstifts schwelte schon seit einigen Wochen im Ort, es gab gleichzeitig aber auch Hinweise auf einen möglichen Neubau des Hauses. Anfragen wurden abgeblockt, statt für Klarheit zu sorgen, wurde geschwiegen. „Die Informationspolitik muss deutlich verbessert werden“, betont auch Meik Schirpenbach. Selbst die Einladung an Mitarbeiter, Bewohner und deren Angehörige ließ unterschiedliche Interpretationen zu: Statt die Schließung klar beim Namen zu nennen, wurde zu einer „wichtigen Informationsveranstaltung“ zur „weiteren Zukunft der Einrichtung“ geladen.

Dass die Gustorfer bereit sind, für ihr Seniorenhaus zu kämpfen, haben sie buchstäblich über Nacht bewiesen. Flugs wurden Unterschriftenlisten für den Erhalt von St. Josef gedruckt, die bereits am Donnerstagmorgen in den örtlichen Geschäften und Praxen ausgelegt wurden. Zugleich ging eine Online-Petition zur Rettung des Hauses mit 80 Bewohnern und 90 Beschäftigten an den Start. Schon innerhalb kurzer Zeit fand das Begehren mehr als
1400 Unterstützer.