Umstrittenes ISEK-Projekt in Grevenbroich Bahnstraße wird fahrradfreundlich
Grevenbroich. · Der Bürgermeister erklärt, was sich ändern soll. Die CDU-Fraktion mahnt „schlechten Stil“ an.
Nach Bürgerprotesten hatte der Rat den Umbau der Bahnstraße gestoppt, der für April geplante Start des zweiten Bauabschnitts wurde abgeblasen. Nun setzt Bürgermeister Klaus Krützen das Projekt auf Neustart. Mit dem Werbering, der Stellwerk-Initiative, Anwohnern sowie Vertretern von SPD und „Mein Grevenbroich“ hat er einen Katalog von Ideen entwickelt.
Auf die umstrittene Einbahnstraßen-Regelung soll zwischen Ostwall und dem Platz der Deutschen Einheit verzichtet werden. Das sei gut für den Handel, argumentiert Heiner Schnorrenberg (Werbering). Der Verkehr werde dann nach wie vor direkt in die Innenstadt geleitet. Und: „Wir wollen Tempo 20 im gesamten Quartier ermöglichen“, sagt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Daniel Rinkert. Das trage zur Verkehrsberuhigung bei.
Autofahrer und Radler sollen die Straße gleichberechtigt nutzen
Die Bordsteine sollen verschwinden, damit die Straße von Fußgängern, Rad- und Autofahrern gleichberechtigt genutzt werden kann. Die Fahrbahn wird in Schlangenlinie verlaufen: Bäume, Pflanzkübel, Laternen und Pflasterstreifen werden leitende Elemente sein. Ebenso Parkplätze, von denen es etwas weniger geben soll, zugunsten der Aufenthaltsqualität: Es wird Platz geschaffen für Café-Stühle und Tische, Sitzplätze und Spielbereiche.
Das Konzept, das auf dem „Shared Place“-Prinzip (Geteilter Raum) basiert, soll die Bedürfnisse der Nutzer des öffentlichen Straßenraums besser vereinbaren, Verweilen soll im Vordergrund stehen. „So machen wir das Bahnhofsviertel wieder für die Menschen attraktiver“, sagt Martina Suermann („Mein Grevenbroich“). Bei der Gelegenheit soll auch der Platz der Deutschen Einheit als Mittelpunkt des Quartiers neu gestaltet werden. Der Baumstand und das Denkmal bleiben erhalten, ergänzend sollen kleinere „Verweil-Inseln“ und Spielflächen für Kinder angelegt werden.
„Mein Grevenbroich“ und die SPD haben für die Planungsausschuss-Sitzung am Dienstag einen entsprechenden Antrag eingereicht. Darin wird die Stadt auch zu einer Prüfung aufgefordert: Sie soll untersuchen, ob am Übergang von der bereits neu gestalteten Bahnstraße in den zweiten Bauabschnitt ein Kreisverkehr angelegt werden kann. Falls nicht, müsse das Linksabbiegen (in Richtung Montzstraße und Ostwall) untersagt werden. Beide Fraktionen fordern zudem, auf die im ersten Abschnitt angelegten Blockparkplätze zu verzichten. Verkehrsteilnehmer hätten dort den Eindruck, „von Autos erdrückt zu werden“.
„Mit diesen Maßnahmen kommt es zu einer Aufwertung des Straßenraums, eine bessere Anbindung an die Innenstadt ist sichergestellt, die Aufenthaltsqualität wird deutlich gesteigert“, sagt Fred Leven, Vorsitzender der Stellwerk-Initiative. SPD und „Mein Grevenbroich“ fordern nun eine Bürgerbeteiligung, um Akzeptanz zu schaffen. Zudem ermuntern sie die anderen Fraktionen, sich mit Ideen in den Prozess einzubringen.
Über die Maßnahme ist in großer Runde bereits beraten worden
Wolfgang Kaiser, Chef der CDU-Fraktion und Vorsitzender des Planungsausschusses, empfindet das als Hohn: „Sämtliche Fraktionen haben in den vergangenen Monaten ihre Vorschläge für den zweiten Bauabschnitt entwickelt, damit sie im nächsten Fachausschuss diskutiert und beschlossen werden können.“ Über diesen Fahrplan sei in dieser Woche noch im politisch besetzten Arbeitskreis ISEK gesprochen worden – mit spürbarer Zurückhaltung von SPD und „Mein Grevenbroich“.
„Und jetzt weiß ich auch, warum“, sagt Wolfgang Kaiser, der sich über den „Neustart“ aus heiterem Himmel ärgert: „Über diese Vorgehensweise bin ich sauer“, sagt der Neukirchener. „Das hat keinen Stil, das sind politische Spielchen eines angeschlagenen Bürgermeisters.“ Ginge es nach seinem Willen, würde der von den Sozialdemokraten und „Mein Grevenbroich“ eingereichte Maßnahmenkatalog am kommenden Dienstag nicht auf die Tagesordnung des Planungsausschusses gelangen.